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Archiv-Artikel

die taz vor 15 jahren: saddams gäste wider willen

Zunehmend regt sich Unmut und Verbitterung bei den Angehörigen der im Irak festsitzenden Deutschen. Mit Blick auf die mehr oder weniger clandestinen Aktivitäten anderer Regierungen in der Geiselfrage fordern nun auch sie „zusätzliche Aktivitäten der Bundesregierung“. Zwar sicherte das Bonner Außenministerium den Angehörigen der etwa 400 Deutschen im Irak und in Kuwait Hilfe zu. Die Entsendung eines Bonner Vertreters nach Bagdad lehnt man ab. Wer schon keine Truppen an den Golf entsenden darf, muß wohl wenigstens in der Geiselfrage Entschlossenheit zeigen.

Freilich, die meisten der in Bagdad festgehaltenen Deutschen wußten vor ihrer Reise ins Zweistromland, wohin sie fahren und woran sie dort arbeiten würden. Das Gejammer vieler Mitarbeiter von Rüstungsfirmen wirkt wenig glaubwürdig. Ihre extraordinären Löhne, oftmals als „Blutgeld“ bezeichnet, waren nicht zuletzt als finanzielle „Risikoabfederung“ gedacht. Wirklich zu bedauern sind diejenigen, die zufälligerweise und nur aufgrund des „falschen“ Passes zu „Gästen“. von Saddam Hussein wurden.

Walter Saller, 22. 10. 1990