: Einblick (613)
Mark van Yetter, Künstler
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?
MVY: Joao Maria Gusmao und Pedro Paivas Show „Papagaio“ im KW. Ihre Balance zwischen Unbeschwertheit und formaler Sorgfalt war so exakt, dass sie mich daran erinnert hat, wie erhebend es sein kann, Kunst zu erleben. Jochen Lemperts Ausstellung bei Between Bridges war erste Klasse, eine der besten letztes Jahr, präzise und clever. Manfred Pernices „Teile & Peile“ in der Galerie Neu hat mich genauso beeindruckt. Ich bewundere seinen Sinn für Größenordnung im Verhältnis zu Raum, für Material, und das Vertrauen in die Fähigkeit formaler Aspekte, das Bedürfnis nach konkreten Erzählungen zu schmälern.
Welches Konzert oder welchen Klub kannst du empfehlen?
Da bin ich leider der Falsche, denn ich gehe nicht in Clubs. Ich hab meine Zeit lieber im Weddinger Präpel-Eck am Billardtisch verbracht, vor ein paar Monaten hat es aber zu meiner großen Enttäuschung zugemacht.
Welche Zeitschrift und welches Buch begleitet dich zurzeit durch den Alltag?
Was Nachrichten angeht, google ich zurzeit nach Berichterstattung über Bernie Sanders. Es interessiert mich, wie die Medien ihn darstellen. Leider scheint es, als hätten die New York Times und andere Pressekanäle es darauf abgesehen, ihm zu schaden. Das macht mich ziemlich traurig. Bernie ist die anständigste Person, die je zur Präsidentschaftswahl angetreten ist, und dass er so viele Menschen inspiriert, ist an sich schon eine wundervolle Sache. Ich lese gerade zwei gute Bücher zu Ende, Hilton Als „Women“ und Woody Guthries Autobiografie.
Was ist dein nächstes Projekt?
Ich arbeite seit einem Jahr mit einer tollen neuen Galerie in New York: Bridget Donahue. Auf der LISTE Art Fair zeigt sie eine Einzelshow meiner Arbeiten mit einer Auswahl kleiner Zeichnungen der letzten zehn Jahre und einiger neuer Gemälde. Im November folgt eine Einzelausstellung in der Galerie, auf die ich mich langsam vorbereite.
Mark van Yetterist 1978 in Pennsylvania, USA, geboren. Er studierte an der School of Visual Arts, New York und der Gerrit Rietveld Academie, Amsterdam. Heute lebt und arbeitet er in Berlin, wo er von Micky Schubert vertreten wird. Einzelausstellungen u. a. bei Cleopatras, New York (2014), VIVII, Olso (2015) und in der Kunsthall Stavanger (2016). Aktuell ist „We are what we walk between“ bei Micky Schubert zu sehen (siehe oben).
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?
Vinylschallplatten.
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