LeserInnenbriefe
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Egal, wie wir kaufen?

betr.: „Stammtisch kann jeder“, taz vom 4. 3. 16

In dem Interview mit Herrn Renn vom Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam heißt es, der Ansatz, „bevorzugt aus der Heimat zu konsumieren, um lange Transportwege zu vermeiden, ist für viele Produkte keineswegs nachhaltig“. Können Sie mir einige Nahrungsmittel nennen, die sinnvollerweise/nachhaltiger nicht bevorzugt lokal gekauft werden sollten? Leider klingt das wieder so, als wäre es egal, wie wir kaufen, oder es hätte große Nachteile, wenn wir bewusst handeln. Das haben Sie jedoch sicher nicht gemeint.

Wie kann man an Ihren Erkenntnissen teilhaben? Auf der Website Ihres Instituts habe ich nichts Passendes dazu gefunden. Vielleicht helfen Sie mir weiter, um das sinnvolle, logische Argument durch Fakten zu erhärten oder zu widerlegen? (Reihenweise Lehrbücher könnten damit auf den neuesten Stand gebracht werden und viele junge Menschen würden gleich richtig informiert.) Sabine Hammer, Abingdon, Großbritannien

Buße tun, weiterarbeiten

betr.: „Moralismus ist die schlimmste Droge“, taz vom 5./6. 3. 16

als katholisch geprägter mensch rufe ich herrn beck zu: reue zeigen, buße tun, weiterarbeiten! herr kretschmann hingegen vergisst schon wieder zugunsten des machterhalts seine katholischen wurzeln, die grüne parteiführung zeigt einmal mehr ihr piefig-staatstragendes antlitz. Eberhard B. Plümpe,Bremen

Quasitheologie in der Wissenschaft

betr.: „Versöhnung mit schwarzen Löchern“, taz vom 23. 2. 16

Es wurde bereits erkannt, dass die Stringtheorie zur Erklärung von Materie und Universum in eine Sackgasse führt. Der Physiker Richard Feynman hat argumentiert, dass Superstrings wirklich überhaupt nichts kalkulieren, sie manipulieren einfach Dinge und beinhalten zu viele willkürliche Elemente. Sogar Edward Witten, Träger der höchsten Auszeichnung in der Mathematik, der Fields-Medaille, gab zu: „Wir wissen nicht, was das tiefe Prinzip in der Stringtheorie ist.“

Es gibt bis jetzt keine Messdaten, die die Stringtheorie unterstützen würden, wie Roger Penrose in der Financial Times am 4./5. 9. 2010 schrieb. Die Aussage von Philip Anderson (Physik-Nobelpreis 1977): „Unsere Wissenschaften werden in wachsendem Maße mit Quasitheologie infiziert.“ Der Physik-Nobelpreisträger von 1998, Robert Laughlin meint, dass die „Superstringers“ die Mängel in der Theorie farbenfroh zu tarnen versuchen. Er meint, es sei der Lehrbuch-„Postmodernismus“. Der Physik-Nobelpreisträger von 2004, David Gross, hat die Schwierigkeiten mit der Stringtheorie bereits im Dezember 2005 zugegeben. Er meinte, wir sind in einer Ära der völligen Verwirrung. Er ist einer der vier Begründer der ursprünglichen Stringtheorie, scherzhaft bekannt als das „Princeton String Quartett“. Der Stringtheoretiker Alexander Polyakov (nach ihm ist der Polyakov-String benannt) meinte: „Stringtheorie ist verrückt. Wir bekommen Stringtheorie-Spekulationen.“

Die Stringtheorie ist übrigens nicht ein Teil des Standardmodells der Teilchenphysik und das ist wiederum nicht kompatibel mit dem Standardmodell der Kosmologie, genauso wenig wie die Mikroökonomie nicht mit der Makroökonomie kompatibel ist.

Wäre es dann nicht ehrlicher, zuzugeben, wie David Peat bereits 1988 in seinem Buch „Superstrings and the search for the theory of everything“ schrieb: „Es ist ein Ungetüm der Superstringtheorie, das nicht länger seine gegenwärtige Richtung fortsetzen kann, ausgenommen, dass einige herausfordernde Fragen angegangen werden. […]Aber zumindest merken immer mehr Physiker, dass es in der Tat eine Krise in der Physik gibt.“

Igor Fodor, München

Neue Verkürzungen

betr.: „Ras|sis|mus, der“, taz vom 5./6. 3. 16

In diesem Beitrag berichtet der Autor über die Schulbuchstudie von Inga Niehaus, Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung, Braunschweig. Ferner wird berichtet über eine Einladung dieser Expertin durch die Verlage Klett und Cornelsen zu einem Workshop, der überschrieben war mit : Wie kann man Schulbücher diskriminierungsfrei gestalten. Dort trug die Expertin vor, manchmal reiche es, ein Wort zu korrigieren. So heiße es in einem der 65 untersuchten Schulbücher zum Beispiel: „Viele Muslime gehen freitags zum Gebet in die Moschee“, richtig aber sei es zu schreiben „Muslime gehen freitags in die Moschee“.

Dies übernimmt leider der taz-Autor kommentarlos. Obwohl er später auf die Diversifity Education eingeht, bleibt der Blick hier verengt. Denn die von Frau Niehaus oben vorgeschlagene Korrektur festigt androzentrische Normen (=andros=Mann).

Waren Sie schon mal bei einem Freitagsgebet in einer Moschee? Dieses ist dominiert von Männern. Von diesen wird erwartet, dass sie diesem beiwohnen. Muslimische Frauen gehen selten freitags in die Moschee. Ergo ist diese Korrektur irreführend. Eine gendersensible Schulbuchstudie würde dies als falsch kritisieren. Intersektionale Studien erkennen die Überlagerung von Konstruktionen und Stereotypisierungen.

Wenn schon veränderte Schulbücher, dann wären doch bitte richtige zu diskutieren und nicht solche, die mit neuen Verkürzungen jetzt schon veraltet sind.

Corinna Voigt-Kehlenbeck, Wolfenbüttel