: Drama in drei Akten
Betr.: „Kein Fass ohne Boden“, taz bremen vom 15.10.
Vorspiel: Aus heiterem Himmel taucht ein angebliches horrendes Defizit auf, aus Kalkül herbeigezaubert von Politikern, die dem Aufsichtsgremium einer Kultureinrichtung angehören oder gar vorsitzen.
1. Akt: Zum Sündenbock wird der amtierende Geschäftsführer gemacht; er muss sofort gehen. Die, die die Intrige angezettelt haben, wollen nun von gar nichts gewusst haben und schreien laut nach Aufklärung.
2. Akt: Die staats-hörige Medien-Mischpoke, von Insidern auf die Spur gesetzt, enthüllt immer neue Entsetzlichkeiten. Proteste und Presse-Erklärungen der Betroffenen (Geschasster, Kultureinrichtung und deren Angestellte) verpuffen.
3. Akt: Die Initiatoren reiben sich die Hände: Wieder einmal hat die Intrige funktioniert; Konstellationen ändern sich zu ihren Gunsten.
Nachspiel: Leidtragende ist die Kultureinrichtung samt ihrer Mitarbeiter – ein altbekanntes Bremer Trauerspiel (Kito/Hößelbarth, KuBa/König, Glocke/Schmiel, Waldau-Theater/Derda …) Und nun auch das Bremer Theater, das – finanziell ausgehungert von der Kulturpolitik seit Jahren mit dem Rücken zur Wand steht – aber mit minimalen Mitteln fantastisch arbeitet und daher der Politik ein Dorn im Auge ist. Schuld an der Misere: Die Politiker verweigern der Theater-AG seit Jahrzenten das selbst von den polit-eigenen Gutachtern und Betriebsprüfern vergeblich angemahnte Reservepolster in angemessener Höhe. Mein Lösungsvorschlag: Lasst doch einfach ALLE bremischen Kultureinrichtungen von der HVG verwalten! Die bekommt dann, wie die taz berichtete, einfach immer wieder eine dicke Reserve nachbewilligt und gleicht dann das erwirtschaftete Minus einfach aus. Nur die Kultur bleibt dann in Bremen wahrscheinlich auf der Strecke … Ben Cohrs, Bremen