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Archiv-Artikel

„Die schlimmste Zeit meiner Karriere“

HERTHA Sieben lange Monate musste Exkapitän Kobiaschwili pausieren. Er will es noch mal wissen

Lewan Kobiaschwili konnte das Ende seines Seuchenjahres 2012 kaum abwarten. Dem dramatischen Abstieg mit Hertha BSC folgte eine knapp siebenmonatige Sperre. Nie zuvor wurde ein Bundesligaspieler derart lange aus dem Verkehr gezogen, ein unrühmlicher Rekord. „Ich habe die Spiele runtergezählt, die ich verpasse“, sagte der Georgier dem Tagesspiegel, „jetzt sind wir endlich bei null.“

230 Tage sind seit dem skandalösen Relegationsspiel bei Fortuna Düsseldorf vergangen, nach dem Kobiaschwili Schiedsrichter Wolfgang Stark im Kabinentrakt einen Faustschlag versetzt haben soll. Dass dies absichtlich geschehen sein soll, bestreitet Kobiaschwili. Vor dem DFB-Sportgericht und der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft gab der Berliner seine Schuld jedoch zu – aus Angst vor einer noch längeren Sperre.

So durfte „Kobi“ nur in einem Testmatch gegen Herthas U23 im August Spielpraxis sammeln, ansonsten hieß es: trainieren, trainieren, trainieren – um am Spieltag wieder nur zuzuschauen. Rückblickend spricht der 35-Jährige von der „schlimmsten Zeit seiner Karriere“.

Zumindest in den Übungseinheiten wollte der Routinier seiner Vorbildfunktion gerecht werden. Wer ihn auf dem Schenckendorffplatz beobachtete, sah einen stets motivierten Profi. Trainer und Kollegen lobten oder kritisierten seine Aktionen wie bei jedem anderen Teammitglied, doch spätestens nach dem Training wurde klar, dass der frühere Mannschaftskapitän nur dabei ist, statt mittendrin. Während die Kollegen den Medienvertretern Rede und Antwort standen, ging Kobiaschwili mit gesenktem Kopf Richtung Kabine. „Nach außen hin habe ich versucht, stark zu sein“, erklärte der Defensiv-Allrounder, „innerlich sah es manchmal anders aus.“

Wenn Hertha am 3. Januar in die Vorbereitung startet, hat der Abwehrstratege endlich wieder eine Perspektive. Große Hoffnungen auf eine schnelle Rückkehr in die Startelf macht sich Georgiens Rekordnationalspieler jedoch nicht. Auf seiner angestammten Position hat sich Youngster Fabian Holland zu einem souveränen Linksverteidiger entwickelt, im defensiven Mittelfeld sind Peter Niemeyer und Peer Kluge gesetzt. Trotzdem hat Kobiaschwili einen Traum: Noch einmal in der Bundesliga zu spielen. „Auch wenn es nur ein einziges Spiel sein sollte, hat es sich schon gelohnt“, meint er.

Kobiaschwilis Vertrag läuft noch bis 2014. Bis dahin will er für einen würdigen Abschluss seiner Karriere sorgen, denn „ein solches Ende“, sagt er nach 15 Jahren Bundesliga, „habe ich nicht verdient.“ (dpa)