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„Tauschhandel beenden“

Vortrag und Gespräch zur Kapitalismuskritik

Claus Peter Ortlieb

■ 65, war Professor für Angewandte Mathematik an der Uni Hamburg. Kapitalismuskritische Theorien interessieren ihn, seit er 1968 das Studium begann.

taz: Herr Ortlieb, welche kapitalistischen Werte werden Sie heute Abend kritisieren?

Claus Peter Ortlieb: Dieselben, die schon Marx kritisierte: den abstrakten Reichtum des Geldes und der abstrakten Arbeit. Letztlich geht es also um die Akkumulation von Arbeit als Selbstzweck de Kapitalismus.

Und worin besteht Ihre Wertabspaltungskritik?

Im Versuch, das Geschlechterverhältnis im Kapitalismus in die Marx’sche Theorie einzubinden. Die These ist: Dinge, die nicht in der abstrakten Form des Reichtums aufgehen, werden an Frauen delegiert und also abgespalten. Dazu zählen häusliche Pflege und Kindererziehung.

Sie haben auch geschrieben, dass der Kapitalismus einen eigenen Menschentypus erzeugt.

Ja, das selbstdisziplinierte bürgerliche Subjekt, das ein protestantisches Arbeitsethos lebt. Beziehungsweise den Workoholic, der mehr arbeitet, als nötig wäre, um allen ein gutes Leben zu verschaffen.

Gibt es Alternativen?

Man müsste ganz grundsätzlich überlegen, wie man eine Gesellschaft ohne Geld organisieren könnte. Auf der stoffliche Seite ist ja für alle genug da.

Sie plädieren für den Tauschhandel?

Nein, denn beim Tausch muss ich immer darauf achten, dass ich für das, was ich gebe, genauso viel zurückbekomme. Davon müssen wir ja gerade wegkommen. Die Idee wäre vielmehr: Jeder tut, was er kann – und jeder nimmt sich, was er braucht.

Was ist, wenn das nicht aufgeht? Wenn mehr genommen wird als gegeben?

Das ist eine schwierige Frage, auf die ich auch noch keine schlüssige Antwort habe.  INTERVIEW: PS

19 Uhr, Rote Flora. Weitere „gesellschaftskritische Einführungsveranstaltungen“ einmal im Monat: http://intros.blogsport.eu

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