: Magdeburg Nazifrei
Nach Dresden sollen nun auch in Magdeburg Naziaufmärsche verhindert werden. Das Bündnis Magdeburg Nazifrei ruft zu Protesten und Blockaden auf
■ Protest gegen rechts Wo? Magdeburger Hauptbahnhof Wann? 12. 1., ab 9 Uhr (+ 19. 1.)
■ Bustickets Magdeburg (12. 1.) Wo? Buchgeschäft Schwarze Risse (Gneisenaustraße 2 a), Buchladen zur schwankenden Weltkugel (Kastanienallee 85), Red Stuff (Waldemarstraße 110), Anmeldungen auch unter: b-brb.md-nazifrei@riseup.net
■ Blockade-Training Wo? Technische Universität Berlin Wann? 11. Januar (18 Uhr)
Im Netz: magdeburg-nazifrei.com
In Dresden ist für Nazis kein Durchkommen mehr. Nachdem die rechte Szene jahrelang anlässlich des Jahrestages des alliierten Bombardements Dresdens nahezu unbehelligt in der sächsischen Landeshauptstadt demonstrieren konnte, musste sie 2010 zum ersten Mal unverrichteter Dinge von dannen ziehen. Tausende AktivistInnen hatten den Startpunkt der Route am Bahnhof Neustadt blockiert und so verhindert, dass die Nazis marschieren konnten. 2011 und 2012 waren die Blockaden ebenfalls erfolgreich.
Die Blockade des Dresdner Naziaufmarschs, an dem sich zu Spitzenzeiten bis zu 6.500 Neonazis aus mehreren europäischen Ländern beteiligt hatten, gehört mit zu den größten Erfolgen antifaschistischer Arbeit der letzten Jahre. Ausruhen kann man sich darauf jedoch nicht. Denn während das Aufmarschieren den Rechten in Dresden keinen Spaß mehr macht, zieht der alljährliche Neonazi-Trauermarsch in Magdeburg immer mehr TeilnehmerInnen an. Im Januar 2012 liefen 1.600 Neonazis durch Magdeburg. Auch hier gab es Gegenproteste. Für die diesjährigen Aufmärsche am 12. und 19. Januar wird mit 2.000 Neonazis gerechnet.
Das Bündnis Magdeburg Nazifrei will dem braunen Spuk nun ein Ende bereiten und an die Erfolge von Dresden anknüpfen. Für den 12. Januar wird bundesweit für die Gegenproteste mobilisiert. Auch aus Berlin werden Busse nach Magdeburg fahren. „Es ist wichtig, dort Präsenz zu zeigen“, sagt ein Sprecher des Vorbereitungskreises. Das Ziel ist, den Naziaufmarsch mit zivilem Ungehorsam zu verhindern. Am 11. Januar findet dazu ein Blockadetraining an der Technischen Universität Berlin statt, bei dem noch einmal für den 12. Januar geübt werden kann.
Das Bündnis Magdeburg Nazifrei ist ein Zusammenschluss aus Gewerkschaften, Parteien, engagierten Einzelpersonen und Antifa-Gruppen, die sich im Mai zusammengefunden haben, um die Mobilisierung zu den Gegenprotesten zu verbessern. Man wolle nicht noch einmal in Unterzahl sein, sagt Thomas Schulz vom Bündnis. Neben dem neu gegründeten Bündnis gibt es in Magdeburg bereits seit 1997 das „Bündnis gegen rechts“. Wie Schulz berichtet, habe das Bündnis bisher aber eher auf symbolische Aktionen als auf zivilen Ungehorsam gesetzt. Für 2013 hat das Bündnis gegen rechts wieder eine Meile der Demokratie mit einem Bühnenprogramm und andere „vielfältige und friedliche“ Aktionen geplant. Zur Teilnahme an den Blockaden ruft das Bündnis nicht direkt auf.
Die Neonazis haben in diesem Jahr für den 12. und 19. Januar Aufmärsche angemeldet. Bei dem Bündnis Magdeburg Nazifrei rechnet man damit, dass der 12. Januar der wichtigere Termin sein wird, da dort „prominente“ Köpfe wie der Magdeburger JN-Vorsitzende Andy Knape auftreten werden und die Mobilisierung insgesamt größer ist. Entsprechend wirbt man für dieses Datum bundesweit um Unterstützung. Für den 19. Januar mobilisiert das Bündnis nur regional zum Gegenprotest. Konkret ist Folgendes geplant: Am 11. Januar soll es ab 18 Uhr eine Auftaktdemonstration geben, am 12. Januar sollen um 9 Uhr morgens am Magdeburger Hauptbahnhof die Aktionen gegen den Naziaufmarsch beginnen.
Damit die Blockaden aufgehen, hat das Bündnis seit seiner Gründung Netzwerkarbeit betrieben. Infotouren wurden durchgeführt und regionale Vorbereitungskreise initiiert. Erste Erfolge dieser Arbeit sind bereits sichtbar: Neben prominenten VertreterInnen aus Parteien und Gewerkschaften hat auch Musiker Udo Lindenberg den Bündnis-Aufruf unterschrieben. Lindenberg hat auch ein Bild für die ProtestierInnen gemalt. Wie Schulz berichtet, seien bisher 20 Busse registriert, die am 12. Januar nach Magdeburg fahren sollen. „Die Vorbereitung läuft hervorragend“, sagt Schulz.
Auch aus Berlin werden sich am 12. Januar mehrere Busse auf den Weg in die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt machen. Der Vorbereitungskreis Berlin-Brandenburg besteht aus Jugendstrukturen von Gewerkschaften und Parteien sowie Antifa-Gruppen und kümmerte sich vor Ort um die Mobilisierung. Wie ein Sprecher des Vorbereitungskreises berichtet, habe Magdeburg in Berlin in diesem Jahr große Priorität. „Wir wollen in Magdeburg so früh wie möglich Gesicht zeigen“, sagt der Sprecher. Die Erfahrungen aus Dresden hätten gezeigt, dass nur eine bundesweite Mobilisierung die Nazis stoppen konnte. Ähnlich sieht das Thomas Schulz vom Bündnis Magdeburg Nazifrei: „Wir brauchen Hilfe von außerhalb“, sagt Schulz.
LUKAS DUBRO