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Die Ausländerbehörde hat ein neues Schild gekauft

Willkommenskultur Im Beratungszentrum der Behörde arbeiten vor allem Ehrenamtliche

Zwischen sterilen Industriebauten und stacheldrahtbewehrten Zäunen geht es entlang einer vierspurigen Straße mit dem Lärmpegel einer Autobahn, vorbei an eingezäunten Uferstreifen und Baustellen erst über die Kanal-, dann unter einer Hochbrücke hindurch zum Friedrich-Krause-Ufer. Allein der Fußweg von der U-Bahn Reinickendorfer Straße zur Landesausländerbehörde macht typische Berliner Willkommenskultur erlebbar. Die wird durch ein buntes Wandgemälde an dem in Mittelgrau gehaltenen Behördengebäude noch untermalt, auf dem alle Frauen schwarz sind oder Sari oder Kopftuch tragen.

Das soll künftig alles noch schöner werden. Die Behörde hat zur Eröffnung eines Beratungszentrums geladen. Doch Halt! So schnell geht das hier nicht. Erst werden auch die eingeladenen Pressevertreter in einem der vielen Warteräume des Hauses – C03 etwa für „unerlaubte Einreisen“ – versammelt. Und warten.

Engelhard Mazanke ist das später alles ein bisschen peinlich. „Völlig unprofessionell“ habe man das geplant. Und das Beratungszentrum gebe es eigentlich schon seit zehn Jahren. Kürzlich sei zu den dort beratenden Wohlfahrts- und Migrantenorganisationen auch das Jobcenter dazugekommen. „Und wir haben jetzt auch ein Schild“, weist der Behördenchef in die Mitte des Raums, wo selbiges von der Decke hängt. „Beratungszentrum“ steht darauf.

„Bundesweit einmalig“ sei das, trägt er dann bei der offiziellen Begrüßung ein bisschen dicker auf, wie in Berlin Migrantenvereine damit direkt mit der Ausländerbehörde kooperierten. Türkischer Bund, Türkische Gemeinde Berlin und das Deutsch-Arabische Zentrum beraten in der Behörde muttersprachlich. Auch Rechtsanwälte bieten kostenlose Sprechstunden. 15.000 Beratungen habe man in zehn Jahren durchgeführt, so Mazanke. Die „Kunden“, die „nicht immer zufrieden mit der Arbeit der Behörde“ seien, seien „überrascht, dass sie sich im Amt selbst beraten lassen können, ob ihre Anliegen richtig entschieden wurden“.

Und das ist ja auch wirklich schön! Auch wenn das kostenlose Angebot der Behörde für die Migrantenvereine bedeutet, dort unentgeltlich zu arbeiten. Tja: Was wäre diese Stadt ohne ihre ehrenamtlichen HelferInnen ... Willkommen in Berlin! Alke Wierth

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