Neuer GM-Boss verstärkt Sorge bei Opel

AUTOINDUSTRIE II Auf Fritz Henderson folgt Edward Whitacre. Der hatte den Opel-Verkauf gestoppt

RÜSSELSHEIM taz | Dass der Chef des Verwaltungsrates von General Motors (GM), der 67 Jahre alte Texaner Edward Whitacre, in Personalunion jetzt auch zum Interimschef des US-Automobilunternehmens avanciert ist, sorgt bei der GM-Tochter Opel für Irritationen. „Die Bedeutung des Machtwechsels an der Spitze der Konzernmutter ist für uns nur schwer einschätzbar“, sagte der Betriebsratsvorsitzende der Opelwerke in Bochum, Rainer Einenkel, am Mittwoch.

In der Nacht zuvor hatte die Abteilung „globale Kommunikation“ von GM vermeldet, dass der bisherige Konzernchef Fritz Henderson zurückgetreten sei und dessen Job – vorübergehend – von Whitacre mit übernommen werde. Jetzt wolle man bei GM weltweit und in Ruhe nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden für den Konzern suchen.

Der muss dann nicht zwangsläufig aus der Autobranche kommen, wie die Beispiele Chrysler und Ford zeigen. Dort sind branchenfremde Topmanager längst zu Autokonzernführern avanciert. Und auch Whitacre, der aktuell wohl mächtigste Mann aller Zeiten bei GM, war vor seinem Engagement in Detroit Big Boss in einem Telekommunikationsunternehmen. Nach dem Abgang von Henderson, der den Vorstandsvorsitz bei GM erst Ende März übernommen hatte, gab es von GM in der Nacht nur ein kurzes Statement. Dies legt den Schluss nahe, dass der 51 Jahre alte Henderson das Feld wohl nicht ganz freiwillig geräumt hat: „Der Verwaltungsrat hat entschieden – und Fritz stimmte dem zu“, so Konzernsprecher Chris Preuss. Es sei „Zeit für Veränderungen“ gewesen. Henderson wurden letztendlich wohl die jüngsten Quartalszahlen mit einem erneuten Minus beim Absatz zum Verhängnis.

Und was bedeutet der Personalwechsel nun für die europäischen GM-Töchter Opel/Vauxhall und Saab? Schulterzucken bei den Betriebsräten. Man schwanke „zwischen Hoffen und Bangen“, sagte dann am Nachmittag ein leitender Ingenieur aus dem Technischen Entwicklungszentrum auf Nachfrage; „das Bangen“ allerdings überwiege. Tatsächlich war es der Verwaltungsratschef Whitacre, der den von den Betriebsräten und Gewerkschaftsführern, aber auch von den meisten Politikern in Deutschland – und dann auch von GM-Boss Henderson – favorisierten Verkauf der Mehrheitsanteile an Opel an Magna in letzter Minute verhinderte. Vom Europageschäft übrigens soll Whitacre – im Gegensatz zum geschassten Henderson – „keine Ahnung“ haben, hieß es bei GM Europe. Klaus-Peter Klingelschmitt

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