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Archiv-Artikel

Dortmunder Antisem.iten erfinden sich neu

HETZE Nach mehreren Verboten reorganisiert sich die Dortmunder Neonaziszene als die Partei Die Rechte. Ihr neuer Onlineversand setzt unverblümt auf Judenfeindlichkeit und heißt antisem.it

KÖLN taz | Neue Verpackung, alter Dreck: Nach den Verboten des vergangenen Jahres reorganisiert sich die Dortmunder Neonaziszene, und seit Silvester ist sie auch wieder mit einem eigenen Versandhandel im Netz. Dessen provokante Internetadresse: antisem.it.

Die Slogans, mit denen der Laden für sich wirbt, lassen an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig: „antisem.it akzeptiert keine Schekel!“, „antisem.it ist für den jordanischen Mittelmeerzugang!“, oder: „antisem.it wird Opfer fordern!“ Verantwortlich für den braunen Shop zeichnet Michael Brück. Der Abendschüler gehörte zu den führenden Aktivisten der inzwischen verbotenen Nazivereinigung Nationaler Widerstand Dortmund (NWDO). Mittlerweile ist er in der Partei Die Rechte aktiv.

Noch ist das Warenangebot überschaubar: Neben einschlägigen CDs von Rechtsrockbands bietet Brück seinen Kunden bislang nur eine Reihe von Aufklebern, ganz pluralistisch sowohl von Die Rechte als auch von der Konkurrenz der NPD und Jungen Nationaldemokraten sowie aus der Szene der sogenannten freien Nationalisten. Außerdem kann man Aufkleber und Flugblätter mit eigenen Motiven in Auftrag geben. An seinen Vorläufer kann antisem.it aber nicht heranreichen. „Wir bieten euch Aufkleber, Plakate, Bücher, Waffen, Zeitschriften, CDs, T-Shirts und vieles mehr“, konnte einst der Resistore Vertrieb für sich werben.

Dieser Internetshop, den Dennis Giemsch, Führungskader der Autonomen Nationalisten in Dortmund, 2006 mit Existenzgründungsgeldern der Dortmunder Arbeitsagentur aufbauen konnte, bot der Szene noch alles, was das braune Herz begehrt. Sogar Zwillen und passende Stahlgeschosse hatte er zeitweise im Sortiment.

Mit dem Verbot des NWDO durch NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) Mitte August 2012 war jedoch auch Schluss mit dem Resistore Vertrieb: Sämtliches Propagandamaterial, das Giemsch über seinen Naziversand vertrieb, wechselte in den Besitz des Landes NRW. Auch finanziell war das ein harter Schlag für die Dortmunder Neonaziszene.

Aber inzwischen läuft die Neustrukturierung. Als organisatorisches Sammelbecken dient dabei die vom Hamburger Neonazi Christian Worch im Juni 2012 gegründete Splitterpartei Die Rechte, da ein Parteiverbot weitaus höhere Hürden hat als ein Vereinsverbot. Dennis Giemsch ist ihr Landesvorsitzender in NRW, Antisem.it Michael Brück sein Vize. PASCAL BEUCKER