piwik no script img

Zelebriertes Laster

RAUCH-REIHE Wenn schon nicht im Saal selbst: Im Hamburger B-Movie dürfen auf der Leinwand Zigaretten glühen und Qualmwolken aufsteigen

Geraucht wird in Spielfilmen schon seit einiger Zeit immer weniger. Zwar müssen Szenen, in denen Tabakrauch Frauen verführerisch aussehen lassen soll (und Männer cool), noch keine Warnhinweise vorausgeschickt werden. Aber das B-Movie in Hamburg hat sozusagen einen Schritt in diese Richtung gemacht: Seine Reihe mit Filmen, in denen der Tabaksucht gefrönt wird, hat man „Roken is dodeliijk“ überschrieben – „Rauchen tötet“ auf Holländisch.

Stilistisch am ausgefeiltesten gepafft wird in den Schwarzweiß-Filmen der 1930er- und 40er-Jahre: Da schuf der Rauch Stimmungen, seien es bedrohliche – im Film noir – oder erotische. Die Kameramänner liebten den Rauch, weil sie mit ihm das Licht so schön modulieren konnten. Der älteste Beitrag im B-Movie-Programm ist aber nun John Carpenters „Assault – Anschlag bei Nacht“ (zu sehen in der Nacht zum 21. 2.) aus dem Jahr 1976.

In „Four Rooms“ (7. + 20. 2.) von Quentin Tarantino und drei Regie-Kollegen wird schon deshalb viel geraucht, weil der Film nachts in einem Hotel spielt. In einer Szene steckt sich ein etwa achtjähriger Junge eine Zigarette in den Mund – sogar das war 1995 noch möglich. Wong-Kar-Wais „Fallen Angels“ (6., 11. + 21. 2.) war einer der größten Erfolge der Hongkonger Nouvelle Vague in den 1990er-Jahren und bestand fast ausschließlich aus den rebellischen Attitüden der jungen Helden – zu denen auch gehörte, ständig zu rauchen. Auch in Bryan Singers „Die üblichen Verdächtigen“ (7., 13. + 25. 2.) wird die berühmte, alles in neues Licht stellende Pointe dadurch eingeleitet, dass sich Keyer Soze (Kevin Spacey) genüsslich eine ansteckt.

Wie kaum ein anderer Regisseur zelebriert Jim Jarmusch das Rauchen, da ist im Grunde egal, welchen seiner Filme man in diesem Rahmen zeigt. Die offensichtliche Wahl wäre der Episodenfilm „Coffee and Cigarettes“ gewesen – und kam wohl gerade deshalb nicht ins Programm. In „Dead Man“ (11., 20. + 28. 2.) spielt stattdessen Johnny Depp als Titelheld einen Nichtraucher – und stirbt als erster.

Die Rolle des Gassenphilosophen und Kettenrauchers Johnny in Mike Leighs „Naked“ (14., 18. + 27. 2.) machte David Thewlis so berühmt, dass er eine Zeitlang ständig abgehalfterte Zyniker zu spielen schien – bis hin zur Harry-Potter-Serie.

Nicht fehlen darf ein ewig qualmender Privatdetektiv, statt Humphrey Bogart verkörpert ihn in „The Last Boy Scout“ (18. + 21. 2.) Bruce Willis. HIP

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen