LeserInnenbriefe
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Friede! Freiheit! Abenteuer!

betr.: „Was wir brauchen: Elite! Leistung! Erfolg!“, taz v. 29. 1. 16

Als Lehrer habe ich Ihr Loblied auf Leistung und Schulnoten mit konsterniertem Interesse gelesen. Ich fürchte, Sie liegen größtenteils falsch. Ich bin in der absurden Situation, dass man mir in der Lehrerausbildung vor fünf Jahren beigebracht hat, dass Noten ein Hindernis für den Lernprozess sind, weil sie keine wirklich hilfreiche Rückmeldung über den Lernstand der Schüler*innen ermöglichen. Da macht es besonders viel Spaß, jedes halbe Jahr mit Schüler*innen über Zeugnisnoten zu diskutieren. Außerdem empfehle ich Ihnen die Vorträge von Sir Ken Robinson und den Film „alphabet“ von Erwin Wagenhofer. Dort erfahren Sie, dass unser System der Leistungsbewertung in erster Linie eines bewirkt, nämlich das Denken, Handeln und Empfinden der Schüler*innen zu konventionalisieren und zu normalisieren.

Ich engagiere mich neben meiner Lohnarbeit in der Freiwilligenarbeit für Geflüchtete und bei Attac für globale Gerechtigkeit und eine solidarische Ökonomie. Und daher weiß ich, was wir für die ökosoziale Revolution viel dringender brauchen als Leistung und Arbeitsdisziplin: Menschen mit Spaß an kreativen Ideen und an solidarischem Zusammenleben und guter Kommunikation. Noten und Leistungsdruck sind da kontraproduktiv. Wirklich schön ist in der Schule für mich vor allem das, was die Schüler*innen und wir freiwillig neben unseren Pflichten auf die Beine stellen. Leider wird die Zeit dafür, dank Leistungsdruck und Spardiktat, immer knapper. ARNE ERDMANN, Marburg

Noten sind Schwachsinn

betr.: „Was wir brauchen: Elite! Leistung! Erfolg!, taz v. 29. 1. 16

Hallo Herr Pötter, Sie sind gegen Entspanntheit in der Schule, Sie wollen eine knallharte Leistungsgesellschaft. Eins ist aber klar: Die Leute, die auf Zack, sind werden Sie nicht mit unserem Steinzeitschulsystem bekommen. Noten sind Schwachsinn und kreieren nur Stress. So macht man Kinder kaputt.

Dabei kommt nur Wahnsinn heraus, aber nicht „Leistung.“

SUNDER MARTIN PRERADOVIC, Hamburg

Aggressiver Ton

betr.: „Das ungezogene Kind“, taz vom 23. 1. 16, „Mehr sachliche Bescheidenheit“, taz vom 28. 1. 16

Liebe Emilia Smechowska, worauf ich mich genötigt fühle, unbedingt einzugehen, das ist der aggressive Ton von Leser Hartmut Zurek. „Niemand scheint widersprechen zu dürfen?“ Herrn Zureks Widerrede zum Beispiel wird sogar noch abgedruckt. Also absurd. Besser wissende Klugscheißerei: Deutschland gab’s noch nicht. Ja klar, weshalb wir ja auch Mozart als deutschen Komponisten fühlen. Und gibt es einen Zweifel an Preußens Rolle bei den Teilungen? Ja überhaupt an der Tradition der aggressiven Expansionspolitik Preußens?

Der Satz mit dem brutalen Nationalbewusstsein in der Zwischenkriegszeit, au backe. Herr Zurek würde „mit sachlicher Bescheidenheit“ auch „mehr erreichen“. Und genau das versucht zum Beispiel Außenminister Steinmeier.

WOLFRAM ROGER, Bremen

Ein Elend

betr.: Dreyer verteidigt Talk-Absage“, taz vom 29. 1. 16

Wie umgehen mit der AfD? Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln, ja zur Elefantenrunde oder doch nicht, aber dann nur mit dem Vize. Ein Elend. Seit Ende der Achtziger haben alle Parteien in Belgien sich darauf geeinigt, nicht zu koalieren und keine sonstigen Gespräche zu führen mit dem damaligen Vlaams Blok, heute Vlaams Belang. Das „Cordon sanitaire“. Ist das kein Modell für Deutschland? ROLAND WILLAERT, Berlin

Keine schönen Erinnerungen

betr.: „AfD schießt gegen Flüchtlinge“, taz vom 1. 2. 16

Bei den Äußerungen von Frauke Petry und anderen, inklusive einer weit verbreiteten latent faschistoiden Stimmung, werden bei mir fast vergessene Begriffe hochgespült, wie: Selbstschussanlagen, SA, BDM, KZ, Goebbels, Todesstreifen, Ku-Klux-Klan, Gestapo usw. , usw. Schöne Erinnerungen sind etwas anderes. FERN MEHRING, Dortmund

Kein besonders helles Licht

betr.: „Maximale Freizügigkeit für alle“, taz vom 30. 1. 16

Sahra Wagenknecht für ihren Stimmenfang am rechten Rand schelten, da folge ich Christiane Müller-Lobeck noch gern. Aber das war’s dann auch schon mit der „Leuchte der Menschheit“ – so der Name ihrer Kolumne. Die Forderung des von ihr gedissten Autors Miltiadis Oulios nach einer maximalen Freizügigkeit für alle Menschen ist sicher keine realpolitische. Sie ist aber richtig. Dass Frau Müller-Lobeck diese als naiv abtut, zeigt nur, dass hier kein besonders helles Licht scheint. HOLGER HARMS, Hamburg