leserinnenbriefe
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die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin | briefe@taz.de | www.taz.de/ZeitungDie Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor . Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

Personalmangel macht krank

betr.: „Studie: Arbeit in der Verwaltung macht besonders krank“, taz vom 7. 1. 16

Liebe Susanne Memarnia, Sie fragen, warum die Arbeit in der Verwaltung besonders krank macht und geben dann die typischen alten Beamtenwitze wieder. Dabei müssten Sie von Ihren Beobachtungen am Lageso vielleicht wissen, dass die Mitarbeiter/innen dort nicht vor Langeweile Bleistifte spitzen. Auch in den Bürger-, Jugend- oder Hochbauämtern herrscht nicht Langeweile, sondern Personalmangel. Das macht krank! Und da ist es nicht mehr lustig, wenn noch mit billigen Klischees hinterhergeworfen wird. Sonst berichtet die taz zum Glück differenzierter über die Verwaltung. Martin Lutze,Berlin

Beknackte Überschrift

betr.: „Auf einmal ist Sport ganz wichtig“, taz vom 24. 12. 15

Was ist denn das für eine beknackte Überschrift?! Seit 13 Jahren höre ich von meinen Töchtern, dass zu viel Sportunterricht ausfällt. Ich habe deshalb einiges von meiner Freizeit für das Renovieren investiert. Die weiteren Ausfallgründe sind sehr vielfältig. Das Klagen zeigt jedoch, dass das Thema schon immer wichtig war. Mario Werde, Berlin

Unerträgliche Klage

betr.: „Auf einmal ist Sport ganz wichtig“, taz vom 24. 12. 15

Natürlich sind Turnhallen kein idealer Ort als Unterkunft für geflüchtete Menschen – aber was der Sportbund, sein Direktor und die Bezirkselternvertreter nun anstimmen, ist unerträglich. Auch wenn sie alle ihr Wohlwollen gegenüber Flüchtlingen betonen, es geht um ihre Bestandssicherung und ureigenen Interessen. Fünf Prozent der Turnhallen sind belegt, selbst wenn es 10 Prozent würden, wären es nur 6 Minuten, die jeder Sportverein von seiner Hallenstunde abgeben müsste. Ist es zu viel verlangt, wenn man vom Sportbund erwartet, dass er die verbleibenden Hallenzeiten solidarisch unter den Vereinen aufteilt, oder dass Eltern sich einfach mal selbst mit ihren Kinder draußen bewegen oder LehrerInnen kreativ sich mit anderen Bewegungsangeboten um das gesundheitliche Wohl der Kids bemühen? Nein, es ist einfach nur leichter, über „Verluste“ zu jammern und ganz nebenbei unter dem Motto „das Boot ist voll“ Stimmung gegen die geflüchteten Menschen zu machen. Und das Interesse, sich um das Wohl der geflüchteten Menschen zu kümmern, deren Alternativen Nässe und Kälte sind, ist eben nur sehr begrenzt, wenn wir alle gefordert sind, bestmögliche Lösungen zu finden. Ich finde Turnhallen als Unterkunft auch nicht super – aber kurzfristig geeignet und hilfreich, solange wir keine besseren Ideen haben in der jetzigen Situation! Timm Lehmann, Berlin

Unsozialer Senat

betr.: „Berliner Verwaltung verbietet Flüchtlingshilfe im Jugendclub: Eine Stadträtin bleibt stur“, taz.de vom 6. 1. 16

Das vom Senat beauftragte Zusammenpferchen der Menschen unter absolut unwürdigen Bedingungen in Hangars in Tempelhof entspricht weder den baurechtlichen (2 mal 2 Meter/Person Wohnfläche, keine abgeschlossenen Räume) noch den hygienischen (keine Duschen, Dixies bei Minusgraden im Freien, kein Händewaschen nach dem WC, keine Waschmaschinen und Trockner, Krätze, Noroviren, Läuse …) und brandschutzrechtlichen (Zelte aus leicht brennbarem Material) Vorschriften.

Es entspricht auch nicht den sozial- und rechtsstaatlichen Grundsätzen, bei bis zu 10 Grad minus im Freien (Wartezelt ist voll) die Menschen stundenlang ohne ausreichend schützende Kleidung und Schuhe beim Lageso auf Krankenscheine, Kleidergeld, Taschengeld für Fahrscheine und Telefon und so weiter sowie die Kostenübernahme für eine Unterkunft warten zu müssen und wochenlang immer wieder ohne irgendwas weggeschickt zu werden. Stadtlandmensch, taz.de

Vorbildliches Engagement

betr.: „Flüchtlingsunterbringung in Berlin: Wohnen auf 2,1 Quadratmetern“, taz. de vom 4. 1. 16

Wie gut, dass sich die muslimischen Gemeinden und Verbände in Berlin vorbildlich bis an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit engagieren. Ihre Unterstützung für die Betroffenen ist mehr als lobenswert. Und dies alles ohne einen vorangegangenen Appell der Politik.

Gebetsräume in den Moscheen sind zu Unterbringungsorten umgewidmet worden. Das Freitagsgebet wird gemeinsam abgehalten, ohne dass der Wunsch nach Spiritualität beeinträchtigt wird. Fürsorge und Nächstenliebe bestimmen den Alltag der Menschen. Es werden Schulstunden für Kinder angeboten.

Frauen und Männer erhalten psychologischen Beistand.

Es sollte mehr darüber berichtet werden. Viel mehr.

adagiobArber , taz.de