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Sondermüll am Strand

WAL-TOD

Zwölf Pottwale sind – Stand Freitagmittag – in der vergangenen Woche in der Nordsee verendet. Sechs Tiere strandeten vor der niederländischen Insel Texel, in deutschen Gewässern verendeten sechs weitere: zwei vor Wangerooge, zwei vor Helgoland und je einer vor Bremerhaven und Büsum. Nach Einschätzung von Ursula Siebert, Leiterin des Büsumer Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung, haben sich die Meeressäuger schlicht verschwommen: Die relativ flachen Gewässer im Wattenmeer würden für die bis zu 20 Meter langen, rund 60 Tonnen schweren Kolosse zur Todesfalle. Pottwale jagen in bis zu 2.000 Meter Tiefe hauptsächlich nach großen Tintenfischen.

Weshalb die Wale vermutlich in Höhe der Shetland-Inseln den falschen Weg in die seichte Nordsee nahmen, ist unklar. Wal-Experte Michael Dähne vom Deutschen Meeresmuseum in Stralsund berichtet von verschiedenen Gründen, weshalb sich die Tiere in die Nordsee verirrt haben könnten: „Es kann natürliche Ursachen haben, an Unterwasserlärm, an Solaraktivitäten oder an Krankheiten liegen, aber auch an seismischen Aktivitäten oder militärischem Sonar.“

Nach Angaben des Nationalparks Wattenmeer sind seit 1990 insgesamt 80 Pottwale an den Küsten Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande gefunden worden. In der Regel handelt es sich um Jungbullen, die auf ihrem winterlichen Rückweg von den Futtergründen im Nordatlantik in Richtung Azoren vom Kurs abkommen. 1996 und 1997 waren vor der dänischen Insel Röm insgesamt 29 Pottwale gestrandet.

Die jetzt angelandeten Kadaver werden sorgfältig zerlegt – mehrere Inseln und Orte wollen ein Skelett als Touristenattraktion aufstellen. Die Entsorgung ist aus Sicht des Meeresbiologen Thilo Maack von Greenpeace problematisch, weil Wale am Ende der Nahrungskette stehen und deshalb meist stark mit Schwermetallen belastet sind: „Die Kadaver“, sagt Maack, „sind eigentlich Sondermüll.“ smv

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