: 5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben
Lektionen
1. Unwörter brauchen keine Jury
Jetzt ist also auch die Gesellschaft für deutsche Sprache auf den Trichter gekommen. Die obersten Sprachhüter haben „Gutmensch“ zum Unwort des Jahres erkoren. Die Toten Hosen waren da ein bisschen schneller. Die Punkband hat sich bereits voriges Jahr die Markenrechte an dem Ausdruck gesichert, ein „interner Gag“, wie ihr Manager Patrick Orth sagt. Den Musikern sei aufgefallen, dass „schon seit Jahrzehnten aus allen möglichen Richtungen versucht wird, Menschen, die sich gesellschaftlich engagieren, mit dem Wort zu diskreditieren“.
2. Null Punkte für Polen
Nach der Verabschiedung des Mediengesetzes bekommt die polnische PiS-Regierung Gegenwind im eigenen Land (siehe Seite 3) und natürlich aus Brüssel. Die EU-Kommission hat die erste Phase eines Verfahrens zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit eingeleitet. Und auch Genf hat sich eingeschaltet. Dort sitzt die Europäische Rundfunkunion. Verliert das Land seine Mitgliedschaft in diesem Verband, ist es auch mit der Teilnahme am Eurovision Song Contest vorbei. Das hieße für lange Zeit: null Punkte.
3. Das Leben schreibt die besten Filme
Wieder so eine Geschichte, die aus der Traumfabrik selbst stammen könnte. Schon der Ausbruch des mexikanischen Drogenbosses Joaquín Guzmán im Sommer 2015 verlief, als hätte Hollywood das Drehbuch geschrieben. Durch eine Klappe in der Dusche seiner Zelle ging es in einen 1,5 Kilometer langen Fluchttunnel. Nun ist „El Chapo“ wieder in Haft, diesmal tatsächlich mit Beteiligung der Filmindustrie. Die Ermittler kamen Guzmán auf die Spur, weil er sich mit dem Schauspieler Sean Penn zum Interview traf. Der Drogenboss ist offenbar so eitel, dass er dafür alle Sicherheitsvorkehrungen fahren ließ.
4. Steuerhinterziehung bleibt Kavaliersdelikt
Nordrhein-Westfalens Ermittler haben verraten, was eine von der Bank UBS geklaute Steuer-CD bisher gebracht hat. Der Datenträger enthielt Angaben zu einem Anlagevolumen von mehr als 2,9 Milliarden Euro, 2.000 Verfahren leitete die Staatsanwaltschaft Bochum ein – pro Fall, könnte man rechnen, ging es also durchschnittlich um 1,45 Millionen Euro, die schwarz bei der UBS geparkt waren. Ganz schön happig. Doch die meisten Fälle wurden gegen Geldauflagen eingestellt, Haftstrafen gab es keine. So harmlos also geht es Steuersündern in Deutschland weiterhin an den Kragen.
5. Bahn fährt trotz Schnee
Schnee ist seit einigen Jahren gleichbedeutend mit Chaos auf der Schiene. Am Freitag deutete wieder viel darauf hin. Die Bahn drosselte die Geschwindigkeit für ICE-Strecken, was regelmäßig Verspätungen oder Zugausfälle zur Folge hat. Doch Tief „Emma“ brachte nicht so viel Weiß wie befürchtet. Das Tempolimit wurde bereits mittags wieder aufgehoben.
JÖRN KABISCH
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