: Große Liebe: Ernie und Bert
Was für ein Paar! Für das Undenkbare, für die Norm des „Das Offensichtlichliche siehst du bitte nicht“, steht keine Serie besser als die „Sesamstraße“, ganz besonders die Geschichten von Ernie und Bert. Weshalb bloß kam niemand auf die Idee, dass die beiden, die doch miteinander so innig charakterisiert wurden, ein Paar sein müssen? Eines, das seine Liebe bewahren konnte – und eine fast verblüffende Leichtigkeit miteinander lebt? Bert und Ernie, der eine ein eher pingeliger Typ, der andere von chaotischem Gemüt, lieben sich gerade ihrer Gegensätzlichkeit wegen und ihres Vermögens, einander zu nerven. Das haben die Kinder damals gelernt, und es ließe sich sagen, dass Ernie und Bert – deren Vornamen durch die „Sesamstraße“ den Eindruck von Ältlichkeit und ledrigem Esprit seiner Träger einbüßen konnte – queere Protagonisten waren. Aber damals, trotz 68er-Elan, durfte man beide als nichtheterosexuell nicht denken oder wenigstens nur heimlich.
Sie sind Helden einer Welt moderner Beziehungswelten. Nur ein Detail verstörte meine Geschwister: Warum haben die kein gemeinsames Bett, sondern nur zwei Einzelschlafgemächer – wenngleich in einem Zimmer? Denn war das nicht das eigentlich Widernatürliche: dieses Einschlummern ohne gemeinsame Decke? JAN FEDDERSEN REDAKTEUR FÜR BESONDERE AUFGABEN