: THEATER
TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Ein bisschen waren die Zustände in Bethlehem vor zirka 2016 Jahren wohl wie beim Lageso heute: keine Übernachtungsmöglichkeiten für Geflüchtete! Sogar für Neugeborene nicht, die notdürftig in unwirtliche Krippen verlegt wurden. Auf Stroh! Und wie romantisch finden wir das heute! Bauen das Szenario überall nach. Installationen in Kirchen und unter häuslichen Weihnachtsbäumen. Als Krippenspiel hat die Sache auch ins Theater Einzug gehalten. Ob es dereinst auch Lageso-Spiele geben wird? Aber Spaß beiseite. Weihnachten ist da. Und was machen jetzt wir, denen das traditionelle Familientheater nicht schon Thrill genug bietet? Bei dieser Gelegenheit soll einmal auf das wunderbar praktische Angebot der Webseite www.berlin-buehnen.de hingewiesen werden, die das reiche Angebot der Bühnen dieser Stadt nach Datum sortiert auflistet und zugänglich macht.
Für den 24. Dezember finden sich dort nun die allerdiversesten Weihnachts- und Krippenspiele von dramatisch bis postdramatisch. Im dritten Stock der Volksbühne zum Beispiel öffnet der schwedische Künstler Marcus Öhrn in der Reihe „Wir sind die Guten“ das 24. Türchen seines Adventskalenders, mit dem er in den letzten Wochen in 24 „rituellen Minivorstellungen“ mit Musik und Gästen aus dem reichhaltigen Angebot der christlichen Eventkultur schöpfte. (Volksbühne: „Wir sind die Guten“, 24. 12., 19 Uhr). Und diejenigen, die dann vor Mitternacht schon wieder genug von der Weihnachtsbaumseligkeit haben, können sich ab 23 Uhr zur traditionellen Russendisko in der Volksbühne einfinden.
In der Bar jeder Vernunft in der Wilmersdorfer Schaperstraße versammelt die Schauspielerin und Kabarettistin Idil Baydar alias Jilet Ayse in ihrer Show „Gehst Du heilige Nacht!“ die besinnlichkeitsmüde Elite aus Christentum, Islam und Heidentum unter dem Spot(t)light ihrer Sottisen. (Bar jeder Vernunft: 24. 12., 22 Uhr). Für Familien mit und ohne Kinder sei auch einmal auf das Programm des neuen „Märchenbergs“ im Pfefferbergtheater hingewiesen: www.märchenberg.de. Die großen Theater holen zum Jahresende ihre kulinarischsten Publikumslieblinge auf die Bretter, das Berliner Ensemble zum Beispiel seinen tollen „Faust“ von Robert Wilson und Herbert Grönemeyer (Berliner Ensemble: „Faust 1 & 2“, 30. 12., 19 Uhr; 31. 12., 17 Uhr). Und am Neujahrstag lädt die Komische Oper (die bekanntlich nie ein Kind von Traurigkeit ist), zum quirligen Neujahrskonzert mit Musik von Gioachino Rossini und „einem Feuerwerk an halsbrecherischen Koloraturen und irrwitzigen Ensembles“, wie glaubhaft versichert wird. (Komische Oper „Rossinissimo“, 1. 1. 2016, 16 Uhr).
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen