LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Der Kopf von Karl Marx

betr.: „Das mit Wodka geröntgte Quadrat“, taz vom 21. 12. 15

Es ist zu lesen, dass der Künstler Mikael Mikael in Berlin die natürlichen Risse im Schwarzen Quadrat von Malewitsch in einer Zeichnung als „Landkarte nach Utopia“ empfindet.

Seht euch doch mal das Quadrat mit etwas Abstand an und ihr werdet ein Portrait erkennen! Schaut nicht auf die einzelnen Risslinien, denn ihr sollt ja auch keine Zeichnung erstellen! Seht euch dieses Risswolkenbild an! Das ist der Kopf vom Karl Marx!!!!

FRANZ STEINER, Beckingen

Der Kuss der Aurora

betr.: „Die helle Seite der Nacht“, taz vom 19./20. 12. 15

Die als „göttlich“ verstandene, rundum positiv konnotierte Symbolkraft der Sonne und ihres Lichts wurde in der „westlichen“ Welt von alters her von Religion und weltlichen Mächten als Machtsymbol vereinnahmt und steht damit – nach vorherrschender dualistischer Weltbetrachtung, die in statischer Sicht von zwei unterschiedlichen, auch unterschiedlich zu bewertenden und voneinander unabhängigen Grundelementen ausgeht – in angeblich unvereinbarem Gegensatz zur vermeintlichen Abwesenheit von Licht, zu Nacht und Finsternis, die mit den bedrohlich empfundenen Kräften des Bösen, Teuflischen, des Todes assoziiert wurden und oft noch werden.

Ihre hochspannende „Sachkunde“ zu Nacht und Finsternis leistet dankenswerterweise ein beachtliches, vielseitiges und notwendiges Stück Rehabilitierung dieser täglich wiederkehrenden „Begleiterscheinung“, einer alles Leben regenerierenden und transformierenden Naturkraft. Damit ist die Nacht Teil einer ständigen Verwandlung von Werden und Vergehen in der Einheit vermeintlich sich ausschließender Gegensätze, in der im Leben auch Tod und in der Nacht auch der Tag enthalten ist und in der nach Nietzsche alles auch als Teil einer in sich kreisenden Tanzfigur verstanden werden kann.

Doch zugleich möchte ich auch für Beachtung und Wertschätzung der Phasen zwischen Tag und Nacht, die auch keineswegs statisch festschreibbar sind, plädieren. Einmal für die im Spanischen madrugada benannte Zeit der Morgenfrühe, die Zwischenzeit, die im Schwebezustand der Dämmerung mit dem „Kuss der Aurora“ den Sonnenaufgang einleitet, um in die des Tageslichts aufzugehen, wie für die Zeit als „hypnagogischer Zustand“ (E. A. Poe), der die Zeit der Dämmerung meint, darin sich in aller Ruhe das Wachsein mit der Dunkelheit und Traumwelt vermählen kann. Helga Schulze-Kämper,Bielefeld

Eine nicht natürliche Geburt

betr.: „Es ist ein Ziegelstein“, taz vom 24. 12. 15

Viel war in dem Geburtsbericht die Rede von einer natürlichen Geburt. Bis zur Gabe von wehenfördernden Medikamenten war sie dies auch und für die Autorin erkennbar positiv besetzt und die Schmerzen waren aushaltbar, so wie andere ihr den Geburtsschmerz beschrieben hatten. Erst als die Wehen künstlich forciert wurden, war der Schmerz nicht mehr aushaltbar und die Geburt damit auch nicht mehr natürlich. Warum hat ihr keiner im Krankenhaus Schmerzmittel gegeben? Nur eine wirklich natürliche Geburt kommt (meistens) ohne Schmerzmittel aus, die Aufklärung darüber ist ein Muss. Ich habe Geburten mit und ohne Wehenhemmer erlebt und kann nur bestätigen, dass die medikamentös verstärkten Wehen um ein vielfaches schmerzhafter sind als die natürlichen Wehen. THEKLA KETTEL, Hamburg

Warten auf Fahrgäste

betr.: „Bahn entdeckt Pünktlichkeit“, taz vom 21. 12. 15

Das „Ärgernis verpasster Anschlusszüge“ betrifft Bahnkunden wie Bahnmitarbeiter gleichermaßen – Stress ist die Folge. Ein Blick auf die Bahnseite „Abfahrt und Ankunft“ zeigt in der letzten Spalte Verspätungen und deren Ursachen, darunter sehr häufig der Grund „Warten auf Fahrgäste aus einem anderen Zug“. Das hat sich auch nach dem Fahrplanwechsel nicht wesentlich geändert. Das Risiko kann man verringern, indem man bei der Verbindungssuche auf bahn.de eine Umsteigezeit von mindestens xx angibt. Ansonsten wird beispielsweise bei einer Verbindung von Erfurt nach Hamburg über Göttingen eine Umsteigezeit von 4 Minuten angezeigt. Da reichen schon drei Minuten Verspätung aus, um den Anschlusszug an der pünktlichen Abfahrt zu hindern. Diese knappen Umsteigezeiten im Fahrplan sehe ich als einen Hauptgrund für die gehäuften Verspätungen, da eine einzige Verspätungsursache durch Kettenreaktion zu weiteren Verspätungen folgender Züge führen kann.

Dieter Stompe, Erfurt

Nationalisten aller Länder

betr.: „Israel verschärft Kampf gegen Kritiker“, taz v. 29. 12. 2015

Wie soll man das bloß werten, dass die israelische Regierung eine sichtbare „Auszeichnung“ der NGO-Vertreter mit einer entsprechenden Plakette im parlamentarischen Diskurs fordert? Liegt der Gedanke wirklich fern, dass die Plakette lediglich die zeitgemäße Version eines Aufnähers darstellt? 1941 gab’s halt noch keine Buttonmaschine … Erschütternd, wie sehr sich die Nationalisten über Generationen, Länder und Schattierungen hinweg doch immer wieder nahe kommen. Roland Syndicus, Köln