Das Wetter: Das Festmahl (1):
Die Chose verlief lautlos, geräuschlos, jawoll, alles verlief zur Gänze im Mucksmäuschenstillen. Seine Mutter hatte den Vierkanttisch gedeckt, und sein Vater war schon lange tot. Es gab Markklößchensuppe an Paradeisern, gefolgt von Fluggänsen, dazu zwei Flaschen eines durchaus süffigen Chateau Laffitte-Öschelberg. Als Gesprächsthema hatte die Mutter ursprünglich den Vater vorgeschlagen, doch bevor es zu einer wie auch immer gearteten Konversation zwischen der Mutter und dem Sohn kommen konnte, waren die Worte bereits erstorben im Munde ihrer Führer. Das Dessert nahm man in dem der Stube benachbarten Rauchzimmer ein. Dort erleuchtete ein magerer Strahl unerklärlicher Sonne den kubisch schmalen, fensterlosen Raum. Die Mutter befand den Eierschaum für viel zu salzig, dem Sohn schmeckte er ganz vorzüglich. Er rückte seinen Sessel vehement an die Wand, als ihn ein mannsgroßer Schatten blendete. War Vater wieder am Leben? Schlechterdings nicht möglich. Vater war doch seinerzeit an Mariä Lichtmess verschieden und seither nicht mehr aufgetaucht …
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen