: Wir ändern nichts
Mord an Lehrerin war reiner Zufall: Realschule in Ahrensburg hält an ihrem Bestrafungssystem fest
Rektor Karl-Heinz Bock hat keine guten Erfahrungen mit Medienvertretern gemacht. In Verruf geraten sei seine Schule, die Heimgarten-Realschule in Ahrensburg. Ihr hätten die Journalisten durch die Darstellung eines „knallharten Bestrafungssystems“ eine Mitschuld gegeben am Tod seiner Kollegin, der Lehrerin Isolde F. Einen Tag nach der Verurteilung zweier Brüder (taz berichtete) will er seine pädagogischen Maßnahmen „ins rechte Licht rücken“. Und klarstellen, dass er an ihnen nichts ändern will.
„Dass so ein Mord gerade an unserer Schule passiert ist, war Zufall“, meint Bock. Durch den Spruch des Lübecker Landgerichts sieht er sich bestätigt. Es hatte den 18-jährigen Schüler Alex O. und seinen drei Jahre älteren Bruder Vitali wegen schwerer Körperverletzung und Mordes verurteilt. Schikanen der Lehrerin, die die Tat rechtfertigten, konnte das Gericht nicht erkennen. Es gehöre zum Schulalltag, dass auch schlechte Noten verteilt würden. Isolde F. hatte jedes Fehlverhalten mit einer „Sechs“ bestraft. Dadurch fühlte sich Alex O. gemobbt.
„Wir haben keinen Strafkatalog“, erklärt Bock. „Das ist Spiegel-Terminologie.“ Die besonderen Erziehungsmaßnahmen seien eingeführt worden, weil die Schülerleistungen schlechter geworden waren. Er habe ausgerechnet, dass durch das Führen von Strichlisten für Vergehen ein Neuntel jeder Stunde verloren gehe. Nach der neuen Regelung werden alle Schüler ohne Hausaufgaben für die Zeit der Besprechung vom Unterricht ausgeschlossen, bekommen eine „Sechs“ und einen Eintrag in ein Formular, das jeden Monat an die Eltern geschickt wird. „So ist das viel transparenter.“
Im Mai habe die Schulkonferenz die Maßnahmen dennoch „leicht modifiziert“. Das habe laut Bock aber nichts mit dem Mord zu tun. Nun müssen die Schüler das Klassenzimmer erst verlassen, wenn sie nach einer Verwarnung weiter stören. Statt vor der Tür zu warten, bearbeiten sie dann unter Aufsicht Aufgaben. „Insellösung“ nennt das der Rektor. „Viele Schulen haben uns um die Maßnahmen beneidet“, so Bock. In letzter Zeit allerdings seien die Anfragen zurückgegangen. Kristina Allgöwer