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Archiv-Artikel

Kreuzfahrt fürs Gehirn

Senat stimmt Kaufvertrag für Überseequartier zu. Umzug des Planetariums in die Hafencity soll Science-Center ermöglichen. Start für Elbphilharmonie

Freytag: Wir wollen keine tote Bürostadt sondern ein lebendiges Quartier

von Gernot Knödler

Mit der Hafencity geht es kräftig voran. Der Senat hat gestern nicht nur den Startschuss für den Bau der Elbphilharmonie gegeben, sondern auch den Vertrag über das Überseequartier unterzeichnet, das künftige Herzstück der Hafencity. Von 2007 bis 2011 wird ein niederländisch-deutsches Konsortium dort 800 Millionen Euro verbauen. Die Stadt wird weitere 47 Millionen Euro in ein Science-Center investieren. Damit dieses ohne Betriebszuschüsse auskommt, soll es mit dem Planetarium verbunden werden, das dafür aus dem Stadtpark wegziehen soll.

Mit dem Überseequartier hat der Senat erstmals in der Hafencity ein großes zusammenhängendes Areal an ein Bieterkonsortium vergeben. Auf 80.000 Quadratmetern werden ING Real Estate, Bouwfonds Property Finance sowie Groß & Partner Wohnungen, Büros, Geschäfte, Restaurants, Hotels, ein Aquarium und ein Kreuzfahrterminal errichten. Planung und Entwicklung aus einer Hand sollen sicherstellen, dass das gewaltige Angebot, das so mit einem Schlag auf den Markt gelangt, angenommen wird. „Wir wollen keine tote Bürostadt sondern ein lebendiges urbanes Quartier“, sagte Stadtentwicklungssenator Michael Freytag (CDU).

Befürchtungen, das Quartier könne am Ende uniform aussehen, hat der verfeinerte städtebauliche Entwurf zerstreut. Besondere Anerkennung von internationalen Fachleuten habe er dafür bekommen, dass er nicht die x-te Einkaufspassage vorsehe, sondern die Geschäfte zum öffentlichen Straßenraum hin öffne, so Jürgen Bruns-Berentelg von der Hafencity GmbH. Das gelte auch für den Plan, das Geschäft mit Kreuzfahrten-Touristen im Viertel aufgehen zu lassen und für die „einzigartige“ Kombination eines Science-Centers mit einem Aquarium und einem Planetarium.

Alle drei Einrichtungen sollen unter das Dach eines spektakulären Gebäudes nach Plänen des Architekten Rem Kohlhaas und sich dort gegenseitig befruchten. Das Aquarium würde vom Investorenkonsortium finanziert. „Aquarien rechnen sich weltweit“, sagte Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos). Anders sei das bei Science-Centern, Wissenschaftsmuseen mit Erlebnischarakter, zu sehen jetzt auch beim Universum in Bremen.

Von Welck will sich deshalb den unverhofften Erfolg des Planetariums zu Nutze machen, das seine Besucherzahlen nach der Modernisierung 2002/2003 verdreifacht hat. Sein Domizil im Stadtpark beschränke es schon heute in seinen Entfaltungsmöglichkeiten. In der Hafencity dagegen könne es über Tagungs- und Ausstellungsflächen verfügen, es hätte Platz für die Technik der Zukunft, für die Gastronomie und den Devotionalienhandel.

Zusammen mit dem Aquarium und in Kooperation mit der Universität könne es das Angebot des Wissenschaftsmuseums abrunden. „Wir sind ein Kreuzfahrtschiff für den Kopf“, formulierte denn auch Planetariumsleiter Thomas Kraupe. Um das Museum subventionieren zu können, muss das Sternentheater aber seine Besucherzahlen zumindest halten. Sein Etat von rund 3,3 Millionen Euro wird mit 800.000 Euro von der Kulturbehörde bezuschusst.