: Nie wieder Quatro-Konzept
Mit dem „Speicher am Fischmarkt“ und „Schaumstoff Lübke“ schließen zum Jahresende zwei Einrichtungs-Pioniere ihre Pforten. Zukunft der Beschäftigten unklar
Der Ausverkauf ist eröffnet. Gestern begann im Othmarschenpark an der Baurstraße der Räumungsverkauf des „Speicher am Fischmarkt“. Preisnachlässe bis zu 70 Prozent sollen dafür sorgen, dass die 5.000 Quadatmeter Ladenfläche bis Ende November leergeräumt werden. Dann endet der Mietvertag, über dessen kurzfristige Verlängerung allerdings noch verhandelt wird. Im September hatte Hamburgs Möbelhauslegende Dieter Lübke für das Einrichtungshaus an der Autobahnauffahrt Othmarschen und den mit ihm eng verbundenen Sitzgruppen-Hersteller „Schaumstoff Lübke“ Insolvenz angemeldet.
Mit Speicher und Schaumstoff-Lübke verschwinden zwei Einrichtungslegenden aus der Hansestadt. 1974 hatte der heute 73-jährige Lübke in einem alten Hafenspeicher an der Großen Elbstraße den „Speicher am Fischmarkt“ eröffnet. Darin verkaufte er fast 30 Jahre lang Reisemitbringsel aus aller Welt – und selbst gefertigte Sitzgruppen aus Schaumstoff, von denen das „Quatro-Konzept“ mit seinen beliebig kombinierbaren Elementen bald Kultstatus erlangte.
Mit dem Unzug vom Elbufer in den Othmarschenpark begann 2003 der Niedergang der Einrichtungsgruppe. In den riesigen Verkaufsetagen des Gebäudes verlor sich mangels eines attraktiven Umfelds keine Laufkundschaft, und so konnte Lübke die rund 60.000 Euro Monats-Miete nicht mehr aufbringen.
Unter der Regie der Insolvenzverwalter Olaf Büchler und Hendrik Rogge wird nun nur noch „abgewickelt“. Dabei steht die Zukunft der rund 40 MitarbeiterInnen des Speichers am Fischmarkt ebenso in den Sternen wie die der Beschäftigten von Schaumstoff Lübke in der Blücherstraße. Büchler verhandelt mit einem Investor über eine Übernahme des eingeführten Namens „Speicher am Fischmarkt“ sowie eines Teils der Belegschaft. Ziel ist es, das Unternehmen unter neuer Leitung an seinen angestammten Platz am Hafenrand zurückzuholen.
Das so genannte „Entertainment-Center“ im Othmarschenpark entwickelt sich derweil immer weiter zum Millionengrab. Vor Lübke musste bereits der H.O.T.-Markt der Brinkmann-Gruppe seine Pforten schließen, weil die Kunden ausblieben und die Konzernmutter ins Schlingern geriet. Auch das im oberen Teil des Centers ansässige UCI-Multiplex-Kino schreibt rote Zahlen. Viele der 2.700 Sitzplätze blieben in diesem Jahr überwiegend leer, aufgrund der bundesweiten Kinokrise, die der Branche bislang einen Besucherrückgang von gut 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bescherte.
In der Bochumer UCI-Zentrale hofft man nun auf einen Besucherboom durch die im November anlaufende Harry-Potter-Verfilmung. Der Umsatzeinbruch indes ist so stark, dass vielleicht wirklich nur ein Zauberer helfen kann. Marco Carini