Wochenübersicht: Konzert
: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Zeitkratzer & Keiji Haino: Volksbühne, Do, 21.30 Uhr

Akron/Family: Ausland, Do, 21.30 Uhr. 7 Euro

Eine Woche voll an durchgeknallten Folkloristen, Gitarrenexzentrikern und krudem Lärm, all that Jazz also …, aber was ist das überhaupt mit dem Jazz, und wie geht es dem Patienten eigentlich heute? In diesem Zusammenhang muss unbedingt auf das am nächsten Mittwoch startende Jazzfest Berlin verwiesen werden und auf das damit weiter eng (in seiner Konkurrenz dazu) zusammenhängende Total Music Meeting (das einen Tag später startet). Das sind die eher offiziellen Termine für die Visite, aber natürlich schert sich der Jazz nicht um solche Stundenpläne, und er zuckt auch anderswo, und manchmal muss man gar nicht mehr Jazz dazu sagen. Dem Patienten geht’s also ganz gut. Was zum Beispiel Leonid Soybelman an seiner Gitarre anstellt, ist wirklich nicht gerade das klassische Fingerschnippen, so wie er die Musik zwischen russischen Romanzen und aus den Saiten herausgerissenen Krachfetzen taumeln lässt. Sie stolpert. Aber sie fällt nie. Im Ausland experimentiert Soybelman am Samstag mit weiteren musikalischen Gästen, und am Donnerstag geht es gleich wieder ins Ausland (guter Club übrigens), zu der heiligen Wirrnis von Akron/Family aus Brooklyn, die Gitarrengewitter, Beatles-Inbrunst und die Elastizität des Rock der frühen SST-Bands (insbesonders von Slovenly) tatsächlich mit Bluegrass und bedächtigem Folk zusammenbringen können, und das in einer Beherztheit wie einst Camper van Beethoven. Also schönster spleeniger Pop. Was die Sache nun einigermaßen knifflig macht, weil an dem Abend in der Volksbühne auch das Ensemble Zeitkratzer mit Keiji Haino antritt, dem japanischen Zen-Meister des schieren Lärms, mit der Gitarre als einer Krachmaschine, gegen die Motörhead Kinderkram sind. Das ist mehr so was wie Malewitschs „Schwarzes Quadrat“ als Musik. Darin eingesogen all that Jazz.

Leonid Soybelman: Ausland, Sa, 22 Uhr