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Armee verkündet die Eroberung von Ramadi

IRAK Die Stadt soll der örtlichen Polizei und Stammeskämpfern übergeben werden

Im Unterschied zu früheren Offensiven nahmen schiitische Milizen nicht teil

RAMADI/BERLIN dpa/taz | Die irakische Armee hat nach eigenen Angaben die Großstadt Ramadi vom „Islamischen Staat“ zurückerobert und den Dschihadisten damit eine ihrer größten Niederlagen zugefügt. „Ramadi wurde befreit und die Antiterroreinheiten der Streitkräfte haben die irakische Fahne über dem Regierungsviertel gehisst“, hieß es in einer Stellungnahme des Militärs, die am Montag im Staatsfernsehen veröffentlicht wurde. Die „heldenhafte Armee“ habe Ramadi aus den „Klauen des IS“ gerissen, der die Hauptstadt der Provinz al-Anbar seit Mai gehalten hatte. Das Regierungsviertel der Stadt war dort der letzte Rückzugsort der Dschihadisten gewesen.

Es war zunächst unklar, ob sich noch einzelne IS-Kämpfer in der Stadt befinden. Videoaufnahmen des kurdischen Fernsehsenders Rudaw zeigten eine vom Häuserkampf gezeichnete Stadt mit vielen zerstörten Häusern und Wohnblöcken. Kampfgeräusche sind auf dem Material nicht zu hören. Der Verlust Ramadis, das vor allem von Sunniten bewohnt wird, markierte eine schwere Niederlage der Streitkräfte und zog eine Debatte über den Zustand der irakischen Armee nach sich.

Zu dem Erfolg in Ramadi mag auch beigetragen haben, dass die US-Ausbilder, die irakischen Soldaten trainieren, von der Methode der Aufstandsbekämpfung abrückten und zur Taktik der konventionellen Kriegsführung übergegangen sind. So wurde die Schlinge um Ramadi über Wochen hinweg enger gezogen, bis die Stadt eingekesselt war und die Kämpfer des IS (und die verbliebenen Zivilisten) festsaßen.

Im Unterschied zu früheren Offensiven gegen den IS waren dieses Mal die schiitischen Milizen, die sonst an vorderster Front kämpften, nicht an der Offensive beteiligt. Bei früheren Militäroperationen hatten sie wiederholt, beispielsweise bei der Rückeroberung der Stadt Tikrit, Massaker an der Zivilbevölkerung verübt. Ramadi soll künftig, wie Regierungschef Haidar al-Abadi erklärte, der örtlichen Polizei und sunnitischen Stammesmilizen übergeben werden. Dies erinnert an die Kampagne der USA in den Jahren 2006 bis 2007, als die US-Armee darauf setzte, Stammeskämpfer zu rekrutieren und zu bewaffnen, um die Vorgänger des IS zu bekämpfen.

Nach Angaben der Regierung ist nun die Rückeroberung von Mossul, der zweitgrößten Stadt des Landes, das nächste Ziel der irakischen Armee. Diese bereits früher angekündigte Offensive war verschoben worden, nachdem der IS im Mai dieses Jahres Ramadi erobert hatte. Die Hauptstadt der Provinz Anbar, die 300.000 Einwohner hatte, liegt gut 100 Kilometer westlich von Bagdad.

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