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Archiv-Artikel

Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute wird im Haus der Kulturen der Welt ebenso eindringlich wie hochoffiziös über das Schweizer Minarett-Verbot diskutiert. Und mit Norbert Lammert, Navid Kermani, Adolf Muschg und Michael Wolffsohn sitzt reichlich Prominenz auf der Bühne. Der Frage, welche Folgen das Verbot für das europäische Selbstverständnis habe, wird nachgegangen, und sicher auch der Annahme, dass man zu Recht den Muselmann fürchte, wie einige Christdemokraten annehmen – oder dass der politische Islam ein ganz, ganz sanftes Kätzchen sei, wie es mancher Linke glauben will. Morgen wird im Mehringhof sicher revolutionär eine Zwischenbilanz des aktuellen Bildungsstreiks gezogen und dabei heftig auf den Tisch geklopft: „Vom Bildungsstreik zum Generalstreik“ lautet das Motto der Veranstaltung, und, ja, wir sehen schon die Belegschaften von Siemens und Borsig den Hammer fallen lassen. Alle Räder stehen still, wenn mein starker Arm … Oder nicht? Steht die Weltrevolution etwa schon wieder nicht vor der Tür? Schade. Am Mittwoch ein ebenso lustiges Treffen im Systemfehler, diesmal geht es um das „Gründungstreffen einer neuen Initiative, die Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und erste Babyzeit aus einer emanzipatorischen und kapitalismuskritischen Sicht betrachten will. Von Selbsthilfegruppe bis Aufstand ist alles drinnen.“ So weit der Ankündigungstext. Nicht nur das Wort „drinnen“ ist süß, auch sonst sieht es so aus, als will hier jemand einen Teilaspekt revolutionieren, indem er aus dem Fortpflanzungs- und Familienmodell sein Teilchen herauspickt. Nein, so geht’s nicht. Später wird vor dem Roten Rathaus und nicht drinnen gegen den „Berliner Kürzungshaushalt“ protestiert. Der ja wiederum alle angeht, weil nicht nur die Kita, die Schule und das Krankenhaus leiden werden. Also glotz nicht lang, sondern reih dich ein!

■ Zum Gebet!: HKW, John-Foster-Dulles-Allee 10, 19.30 Uhr

■ Zum Streik: Mehringhof, Gneisenaustraße 2a, 18 Uhr

■ Für Geburtshilfe!: Scharnweberstraße 29, Mi., 10 Uhr

■ Gegen Kürzungen!: Rotes Rathaus, Mi., 17 Uhr