Was tun in Hamburg?:
Do, 10. 12., 20 Uhr, Golem
No-Wave-Hymnen
Wo Dada herkommt ist egal: Kindersprache, Haarwaschmittel, Federmesserangriff auf die Sprache. Ted Milton, dessen Sprache so dada ist wie sein Saxofonspiel, kommt jedenfalls aus den 80ern. Damals nämlich hat der Dichter und Puppenspieler die Figuren aus der Hand gelegt, um sein Instrument in ebenjene zu nehmen, seine Band Blurt! zu gründen und den „Punk-Fake-Pogo-Jazz“ zu begründen: zerrissene No-Wave-Hymnen, energetisch, respektlos, emotional, improvisiert; hypnotisches Schlagzeug, monotone Gitarren, mäandernde Predigten. Ein wenig wie der New Yorker Avantgarde-Komponist und Extrem-Saxofonist John Zorn sei Milton, ist einst ganz richtig festgestellt worden – nur dass er bessere Songs schreibe.
Do, 10. 12., 20 Uhr, Gruenspan
Explizit bildungsnah
Schon bei Auftritten ihrer ersten Band mit dem knappen Namen The Shit ging es dem Publikum in Brülllautstärke ordentlich an die Eingeweide. Aber trotz deutlicher und mitunter anzüglicher Sprache lässt sich eine gewisse Bildungsnähe im Fall der ehemaligen Grundschullehrerin und Bibliothekarin Merrill Beth Nisker aka Peaches nicht von der Hand weisen. Tatsächlich lässt sich – wenn die Electroclasherin am Donnerstag im Gruenspan die Geschlechtsidentitäten aller Anwesenden nachhaltig zu verunsichern trachtet und ihr nach sechs Jahren Platten-Funkstille erschienenes sechstes Album „RUB“ zum Besten gibt – nicht nur lernen, was mit „explizit“ im Bezug auf ihre Texte explizit gemeint ist. Sondern man lernt auch, dass es durchaus ein Korrektiv zum platten Bühnen-Sexismus geben kann, das nicht notwendig lustfeindlich daherkommt.
Mo, 7. 12., 20 Uhr, Urknall, Sartoriusstraße 14
Weihnachtsgrauen
66 schrecklich wahre Weihnachtsgeschichten von 50 mehr oder weniger bekannten AutorInnen hatte taz.nord-Redakteur Marco Carini schon 2008 Jahr für den Band „Holy Horror Christmas“ zusammengesammelt. Darin berichten unter anderem Wiglaf Droste, Fanny Müller und Dietrich Kuhlbrodt von allerhand großen und kleinen Katastrophen, die die heilige Zeit mit sich bringen kann, etwa von verpatzten Familienfeiern und Schwiegermüttern, die mit eiskalten Augen Karpfen servieren. Nun gibt es neue Geschichten von aus den Fugen geratenen Weihnachtsfeiern, die in großen und kleinen Katastrophen enden. Mehr als 40 AutorInnen – fast die Hälfte tazlerInnen – haben am zweiten Band „Holy Horror Christmas. Das Grauen kehrt zurück“ (Konkret Literatur Verlag, 160 S., 12,90 Euro) mitgewirkt und 55 schrecklich weihnachtliche Geschichten aufgeschrieben. Mit dabei sind unter anderem Doris Akrap, Ralf Sotschek, Alexa Henning von Lange und Jesko Wilke. Am Montag lesen Carini und taz-Redakteurin Katharina Schipkowski daraus vor. MATT
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