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Neu im Kino

„Das brandneue Testament“ Foto: NFP

Wie, wenn die Schöpfung bloß ein stümperhafter Versuch war und einige gründliche Nachbesserungen vertragen könnte? Einen solchen Heimwerker-Gott, der aus Langeweile erst Brüssel und dann den Menschen erschafft, hat der belgische Regisseur Jaco van Dormael in seinem Film „Das brandneue Testament“ zum Protagonisten gemacht. Dieser Gott lebt in Brüssel eine ziemlich kleinbürgerliche Existenz, tyrannisiert als ungekämmter Pantoffelheld seine Frau und Tochter, über den verstorbenen missratenen Sohn JC alias Jesus Christus schweigt er sich aus. In seinem Büro, dessen Wände aus fugenfrei übereinandergestellten Aktenschränken bestehen, erlässt er am laufenden Band perfide Gebote. Die Frage der Theodizee, wie Gott das Böse in der Welt zulassen kann, beantwortet sich hier einfach: Gott selbst ist böse. Tochter Éa wird es zu viel. Sie beschließt abzuhauen. Vorher aber schickt sie noch von Gottes Computer aus den Menschen ihre Todesdaten – per SMS. Gott ist damit ein wichtiges Unterdrückungsinstrument abhanden gekommen: die menschliche Angst vor der Ungewissheit der eigenen Lebensdauer. In 10 Kinos

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