Reimar Paul über Studie zur Einlagerung von Atommüll: Chance auf Abschied vom Salz
Eine aktuelle US-Studie formuliert grundsätzliche Einwände gegen eine Einlagerung von Atommüll in Steinsalz. Eine gute Nachricht für Umweltschützer, die einem Endlager in Gorleben mit Skepsis gegenüberstehen. Denn bei der Suche nach einem Endlager für den radioaktiven Abfall konzentrierten sich Forschung, Wirtschaft und Politik in der Bundesrepublik lange Zeit auf das Wirtsgestein Salz.
Zunächst aus wissenschaftlicher Überzeugung – schon das damals als „Versuchsendlager“ bezeichnete Asse, in das zwischen 1967 und 1978 rund 126.00 Fässer mit Atommüll gekippt wurden, war ein aufgegebenes Kalibergwerk. Später aus politischen Gründen und unter dem Druck der Energiekonzerne, um den seit 1977 als einzigen Standort geprüften Salzstock Gorleben nicht zu gefährden.
Zwar hat die in der Sache federführende Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in der Zwischenzeit Salz mit den anderen infrage kommenden Wirtsgesteinen Ton und Granit verglichen. Zwar haben Bundesregierung und Bundestag die Endlagersuche inzwischen für neu eröffnet erklärt und eine Kommission eingesetzt, die unvoreingenommen Kriterien für diese Suche entwickeln soll. Doch der einzige konkret benannte Standort ist immer noch der Salzstock. Fachliche Kritik entzündete sich demnach vor allem an den spezifischen Eigenschaften des Standortes im Wendland. Der Salzstock hat Wasserkontakt, ein Deckgebirge fehlt, es gibt Gasvorkommen und offenbar auch geologische Störungen.
Die neue Studie bietet deshalb die Chance, die Debatte über das beste oder am wenigsten ungeeignete Endlagermedium grundsätzlich und ernsthaft zu führen. Um eine solche Diskussion zu ermöglichen, müsste in einem ersten Schritt das Mandat der Endlagerkommission verlängert werden. Das Expertengremium sollte nachsitzen, und zwar weit über den bisher geplanten Schlusstermin im Sommer 2016 hinaus.
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