: 5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben
Lektionen
1. Lack ist Lack
Man kennt das aus dem Straßenverkehr. Da hat man eine kleine Delle im Kotflügel und später einen Unfall. Den Altschaden lässt man mitreparieren und stellt ihm den Unfallgegner in Rechnung. Legal ist das nicht, außer man ist eine Behörde. In Bad Limburg muss das nun ein Lehrer spüren. Er hatte in der Stadt großflächig und öffentlich Nazi-Slogans auf Hauswänden übersprüht, die ihm schon lang ein Dorn im Auge waren. Prompt verlangte die Stadt von ihm die Reinigungskosten. Der Lehrer wehrte sich, hatte aber auch in der zweiten Instanz keinen Erfolg. Lack ist Lack, war das einfache Argument der Kommune, egal welcher Unflat damit getrieben wird. Man nennt das auch: staatliche Neutralitätspflicht.
2. Klonen wird industriell
Appetitlosigkeit ist im Reich der Mitte unbekannt. Bitte iss langsam, sagen Chinesen bei Tisch: „Qing man yong.“ Inzwischen hat sich dort ein regelrechter Heißhunger auf Fleisch- und Milchprodukte entwickelt. Er kann nur noch mit teuren Importen befriedigt werden. Die KP will den Mangel nun mit „Steak made in China“ begegnen. Damit das alles möglichst schnell und billig klappt, sollen Kühe geklont werden, in ganz großem Stil. 2016 soll eine Klonfabrik die Arbeit aufnehmen, die zu Beginn 100.000 Embryos im Jahr produziert. Ethische Bedenken gibt es nicht. Na dann: Qing man klon.
3. Fukushima liegt in Brasilien
Erst nach drei Wochen zeigen sich die wahren Ausmaße der Umweltkatastrophe in Brasilien. Anfang November waren die Dämme von zwei Klärbecken eines Eisenerzbergwerks im Südosten gebrochen. Über 60 Millionen Kubikmeter Schlamm, mit Arsen, Aluminium, Blei, Kupfer und Quecksilber belastet, ergossen sich ins Tal und verwandelten die Landschaft in eine Schlammwüste. Die hat inzwischen den Rio Doce erreicht. Der Fluss ist über mehr als 600 Kilometer verseucht, eine Strecke von Berlin nach München. Tiere verenden, die Trinkwasserversorgung ist gefährdet.
4. Netzsperren sind erlaubt
Raubkopierer sind noch schlimmer als Pädophile. Vor sechs Jahren waren Netzsperren noch ein Tabu, Stichwort „Zensursula“. Was im Kampf gegen Kinderpornografie nicht möglich war, könnte nun doch kommen. Der BGH hat Internetprovidern erlaubt, bestimmte Websites für Kunden zu sperren – unter strengsten Bedingungen. Geklagt hatte die Musikindustrie.
5. Abgeordnete sind zitatfest
Die Generalaussprache über den Haushalt diese Woche entwickelte sich zum Zitate-Duell. Unionsfraktionschef Volker Kauder eröffnete nicht das erste Mal mit einem Wort aus der Bibel. Gewinner aber war am Ende sein Gegenüber von der Linkspartei. Dietmar Bartsch weiß, nicht nur die Heilige Schrift passt immer, auch Nietzsche: „Wer mit Ungeheuern kämpft, muss aufpassen, dass er nicht zum Ungeheuer wird.“
Jörn Kabisch
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