: 5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben
Lektionen
1. Das Prinzip der Dezentralisierung
Gleiche Zeit, unterschiedliche Orte. Die Anschläge am Freitag letzter Woche waren koordiniert, aber dezentral. Ob Stade de France, die Konzerthalle Bataclan oder das Restaurant Le Petit Cambodge – ein Ground Zero fehlt. Auch wollte sich kein gemeinsamer Nenner für Trauer- und Solidaritätsbekundungen in den sozialen Netzen entwickeln. #jesuisparis, #noussommesuni, #prayforparis waren die Hashtags im Angebot. Ein eindeutiges Symbol für seine Attentate fehlt dem Terror vom 13. November also. Wenn, dann ist es der Eiffelturm. Der steht. Gut so.
2. Es gibt einen europäischen Bündnisfall
Und wir dachten, die EU versteht sich nicht als Verteidigungsbündnis. Doch Frankreichs Präsident François Hollande hat eine Klausel im Lissabon-Vertrag entdeckt: Im Falle eines bewaffneten Angriffs auf einen Mitgliedstaat „schulden die anderen Mitgliedstaaten ihm alle in ihrer Macht stehende Hilfe“. Welche konkrete Unterstützung Frankreich erwartet, ist noch unklar. Militärisch muss sie nicht ausfallen, schon wegen einiger EU-Staaten wie Schweden und Österreich, die auf ihre Neutralität achten. Seit Jahren reißt Frankreich die Defizitgrenze. Die EU-Kommission will nun bei der Staatsverschuldung weiter ein Auge zudrücken.
3. Verwirrspiel ist eine hohe Kunst
Doch, zum Politikersein gehört, dass man das Weglassen beherrscht, die Uneindeutigkeit pflegt. Was für eine Kunst das sein kann, hat am Dienstag Thomas de Maizière bewiesen: Er versagte. Der Innenminister meinte, er könne die genauen Umstände für die Absage des Länderspiels in Hannover nicht nennen: „Ein Teil dieser Antwort würde die Bevölkerung verunsichern.“ Was er genau mit diesem Satz tat.
4. Terror verengt den Fokus
Dringt der Terror ins Zentrum Europas, gerät vieles aus dem Blick. Eine unvollständige Auflistung: Am Dienstag sterben bei einem Bombenanschlag mehr als 30 Menschen in der Stadt Yola in Nigeria, im türkischen Gaziantep sprengt sich ein IS-Kämpfer in die Luft, fünf Polizisten werden verletzt. Am Tag darauf gibt Tunesien bekannt, einen groß angelegten Anschlag verhindert zu haben. Wiederum in Nigeria reißen am Donnerstag zwei Selbstmordattentäterinnen 15 Menschen mit in den Tod. Sogenannte Resonanztaten oder blutige Konkurrenz unter Terroristen? Man möchte das so genau nicht wissen.
5. Der Ausnahmezustand weitet sich aus
Und nun zum Wetter. Nicht nur Frankreich hat in dieser Woche den Ausnahmezustand erklärt und für die nächsten drei Monate verlängert. Auch Ecuador hat den Notstand ausgerufen. Grund ist El Niño. Das Klimaphänomen verursacht regelmäßig Hurrikane und weit reichende Überschwemmungen. Die Gefährdungslage sei dieses Jahr sehr ausgeprägt, sagen Experten. Jörn Kabisch
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