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„Unvorhersehbare Kosten“

Premiere Filmemacherin Marlene Wynants über negative Auswirkungen von Olympia in London

Foto: privat
Marlene Wynants

1988 geboren, ist Filmemacherin und machte ihren M.A. in ethnografischem Dokumentarfilm.

taz: Frau Wynants, haben sich die Olympischen Spiele für London gelohnt?

Marlene Wynants: In London haben Unternehmen und das IOC profitiert. Die Bürger der Stadt hingegen weniger. Vor allem die Anwohner in den angrenzenden Stadtteilen des Olympiaparks waren von Zwangsräumungen und Mietsteigerungen betroffen. Umweltaktivisten beklagen, dass das Ökosystem auf dem Gelände zerstört wurde.

Was war die größte Olympia-Lüge für London?

Das vermittelte Gesamtbild, dass alle von Olympia profitieren.

Was könnte sich für uns als große Lüge entpuppen?

Olympia-Aktivisten sehen das Thema Nachhaltigkeit kritisch.

Wie zum Beispiel?

In London gab es eine Schwimmhalle, welche sich im Nachhin­ein als totale Fehlkonstruktion entpuppte. Die Gemeinde konnte sich die Beheizung des Zuschauerraums nicht leisten. So konnte die Halle nicht wie geplant von Schulen genutzt werden.

Der Hamburger Senat spricht von 461 Millionen Euro für Sicherheitsvorkehrungen. Wie realistisch ist diese Summe?

Die Sicherheitslage von 2024 kann jetzt noch nicht vorausgesehen werden. Gerade deswegen muss man mit unvorhersehbaren Mehrkosten rechnen.

Was würde in Sachen Überwachung auf die Stadt zukommen?

Es werden definitiv mehr Überwachungskameras eingesetzt. Im Host-City-Vertrag steht zudem, dass der Luftraum überwacht werden muss. Da bleibt die Frage, wie das ohne Bundeswehreinsatz geschehen soll.

Kann Hamburg auch von Olympia profitieren?

Ich sehe da wenig Potenzial. Der Sport wird wenig gefördert. Es reicht nicht aus, bloß sechs Einrichtungen zu modernisieren – am Ende profitieren nur wenige. Auch die Zahl der 2.000 neuen Sozialwohnungen ist – im Gegensatz zum eigentlichen Bedarf – kein ausreichendes Argument.

Was lernen wir aus London?

Versprechungen sollten überprüft werden, ob diese auf fundierten Rechnungen basieren.

Sollte das eine Aufgabe der Politik sein?

Ja, aber die hat kein Interesse, Gegenargumente, Widersprüche oder ergänzende Fakten publik zu machen.

Interview: Anna Gröhn

Filmpremiere „Von London lernen – die andere Seite von Olympia“: 18.15 Uhr, Uni Hamburg (FB Sozialökonomie, S28)

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