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Auch Flanellhemdpunx brauchen Fachzeitschriften

D.I.Y. Joseph Beuys gefällt das: Beim Zinefest treffen sich subkulturelle Magazinmacher im Mehringhof

Alles Handarbeit Foto: Zinefest

Wenn man ein „Fanzine“ oder einfach nur „Zine“ herausbringt, kommt man schnell in Erklärungsnot: Viele wissen nicht, was sich hinter diesen Begrifflichkeiten verbirgt. „Was? Fernsehen?“, mögen die Leute fragen, wenn man ersteren Ausdruck verwendet. Nun, mit einem Medium hat man es hier wie da zu tun – da aber hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf.

Denn der Begriff „Fanzine“ setzt sich zusammen aus den Begriffen „Fan“ und „Magazin“ („Zine“ ist die Kurzform); es handelt sich dabei meist um im Eigenverlag herausgegebene Hefte im Schülerzeitungsformat, die nicht auf kommerziellen Erfolg ausgerichtet sind. Die in Kleinstauflage publizierten Zines sind häufig bestimmten Subkulturen zuzuordnen: Im Punk etwa gab und gibt es bis heute viele dieser Szenepublikationen, bei Fußball-Ultras und im Kunst- und Comic-Undergrund ist das Medium – digitales Zeitalter hin oder her – ebenfalls noch weit verbreitet.

Deshalb ist es gar nicht so erstaunlich, dass zum Zinefest Berlin, einer Art Messe dieser Publikationen, die an diesem Wochenende im Mehringhof stattfindet, mehr als 60 Fanzine-Macherinnen angereist sind und sich und ihre Arbeit vorstellen. Wobei, Arbeit würden sie es sicher nicht nennen, denn in erster Linie geht es darum, sich auszudrücken. Auf welche Art und Weise, ob mit Sätzen, Zeichnungen oder Fotos, ist genauso zweitrangig wie der Zweck. Man folgt dem Do-it-yourself-Gedanken, auch Joseph Beuys hätte – zumindest zum Ansatz des Schaffens – vielleicht gesagt: Gefällt mir.Dass dabei Subversion und Spaß wichtig sind, merkt man, wenn man die teilnehmenden Zines betrachtet: Das Downpour Fanzine versteht sich als Heft für „Flanellhemdpunx“, das queere Heft „out_hentisch“ hat Menstruationsblut und Dildos auf dem Cover, das Wasteland Magazin widmet sich dem Exzess. Sicher werden aber auch einige teilnehmen, für die das Heftmachen pure Nabelschau ist – auch das gehört dazu. Um aber einen Einblick in verschiedene Szenen zu bekommen, dürfte sich der Besuch lohnen. Jens Uthoff

Zinefest Berlin, 7./8. 11., 12 bis 19 Uhr, Mehringhof, Gneisenaustr. 2a

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