: Spar-Chaos in Altona
HILFERUF Die Träger der Kinder- und Jugendarbeit erhalten derzeit kein Geld. Bezirksamtsleiter Warmke-Rose verspricht Bescheide zum Monatsende
Die Kürzungen bei der offenen Kinder- und Jugendarbeit führen in Altona zu chaotischen Zuständen. Zurzeit hat kein einziger Träger Geld oder einen gültigen „Zuwendungsbescheid“ für 2013 erhalten. „Wenn wir in dieser Woche nichts hören, müssen wir handeln und Mitarbeitern kündigen“, sagt Mauricio Wertheim vom Träger „Movego“, der im Bezirk vier Jugendcafés sowie Projekte der Sozialräumlichen Hilfen und Angebote (SHA) betreibt und 19 Mitarbeiter beschäftigt.
Altona ist der einzige der sieben Bezirke, in dem sich das Bezirksparlament weigerte, die von der SPD verfügte Kürzung von zehn Prozent bei der offenen Kinder- und Jugendarbeit umzusetzen. In der Folge zog der SPD-Senat am 18. Dezember die Entscheidung an sich und wies Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose (parteilos) an, die Sache zu vollziehen. Doch die Mühlen mahlen langsam. Auch zwei Wochen nach Silvester erhält kein einziger Träger Geld. Die Jugendhilfe im Bezirk stehe „kurz davor, die Arbeit einzustellen“, heißt es in einem per Rundmail verbreiteten Hilferuf von Donnerstagabend. Woraufhin auch die Sozialbehörde den Bezirk bat, er möge für Abhilfe sorgen.
Die Sache ist kompliziert. Ein Teil der Jugendtreffs wird künftig aus einem anderen Topf bezahlt und wechselt vom Topf für alle offenen Angebote hin zur mehr einzelfallorientierten SHA-Arbeit (taz berichtete). Wertheim erfuhr nun aus den Bezirk, dass Warmke-Rose den dazugehörigen SHA-Kontrakt mit der Sozialbehörde noch nicht unterschrieben habe, um mehr Geld für die Finanzierung der Jugendämter rauszuhandeln. Der Streit werde auf dem Rücken den Träger ausgefochten.
Bezirksamtsleiter Warmke-Rose stellt dies anders dar. Er habe besagten SHA-Kontrakt bereits am 7. Januar unterschrieben. Man sei im Bezirk „fast so weit, dass wir die Zuwendungsbescheide erlassen können“. Allerdings wolle er zuvor aus Respekt vor dem Parlament die Bezirksversammlung über das Ergebnis informieren. Und die tage am 24. Januar. Danach gingen die Briefe „schnellstmöglich“ raus. Die Fachleute im Jugendamt seien sicher, dass die Träger den einen Monat überbrücken könnten.
Wertheim nennt das realitätsfern. In Altona sei es Trägern verboten, Rücklagen zu bilden, sagt er. „Wir könnten den Februar nicht mehr durchhalten.“ Wenn die Träger allerdings in dieser Woche schriftlich bestätigt bekämen, dass es nach dem 24. Januar die Bescheide gibt, wäre die Lage entschärft.
Die Bezirksamtsleiter haben übrigens einen anderen Kontrakt, bei dem es um die „Hilfen zur Erziehung“ (HZE) geht, noch nicht unterschrieben. Warmke-Rose und seine Kollegen sollen 400 bis 600 Stellen abbauen und zugleich die Jugendämter schonen. Das ginge nicht ohne einen finanziellen Ausgleich von der Sozialbehörde. Die Verhandlungen darüber finden ebenfalls am 24. Januar statt. KAIJA KUTTER