: Frauen als Verhandlungsmasse
AFGHANISTAN Human Rights Watch befürchtet noch schlechtere Lage der Frauen
BERLIN taz | „Die Lage der afghanischen Frauen und Mädchen ist schrecklich und kann sich noch verschlechtern.“ Mit diesen Worten wies Rachel Reis von der US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch auf die Lage der Rechte der Frauen in dem Land am Hindukusch hin und was sie für die Zukunft befürchtet. Reid stellte am Sonntag in New York einen Bericht ihrer Organisation über Frauenrechte in Afghanistan vor.
„Seitdem die Not von Frauen und Kindern während der Herrschaft der Taliban benutzt wurde, um die militärische Invasion in Afghanistan im Jahr 2001 zu rechtfertigen, wird Frauenrechten keine dauerhafte Priorität in der Politik der Regierung oder bei internationalen Gebern eingeräumt“, stellt Human Rights Watch fest. „Es besteht die Gefahr, dass die seit 2001 gemachten Fortschritte für afghanische Frauen und Mädchen in den Bereichen Bildung, Arbeit und Bewegungsfreiheit zunehmend wieder eingeschränkt werden. Gründe hierfür sind die Stärkung fundamentalistischer Fraktionen in der Regierung, die zunehmende Gefahr durch Aufständische und eine sich abzeichnende Aussöhnung mit einzelnen Gruppen der Taliban.“
Der 96-seitige Bericht zeichnet ein düsteres Bild, das von weit verbreiteten Angriffen auf Frauen in der Öffentlichkeit, Gewalt in der Familie sowie Kinder- und Zwangsheirat geprägt ist. Auch der Zugang zu höherer Bildung werde Frauen immer wieder verwehrt. Laut einer Umfrage seien 52 Prozent der Befragten schon Opfer von körperlicher und 17 Prozent von sexueller Gewalt geworden. SVEN HANSEN