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MUSIK

Musik Tim Caspar Boehme

hört auf den Sound der Stadt

Hin und wieder darf man das mit dem Sound der Stadt auch mal wörtlich nehmen. „Sound“ ist heute ja eigentlich alles in der Musik, in der Stadt finden sich aber selbstverständlich noch ganz andere Klänge als die streng musikalischen. Die von Insekten und diversen Tieren zum Beispiel. Und wenn man das wieder zurückspiegelt und aus diesen Klängen Musik macht, ist man schon beim Konzert vom Donnerstag. Da spielt im Spektrum das Duo Native Instrument, das nicht aus Softwareprogrammierern besteht, sondern aus den Musiker-Performerinnen Stine Janvin Motland und Felicity Mangan. Letztere stammt aus Australien, und von dort hat sie Aufnahmen mit Verlautbarungen von heimischen Lebewesen mitgebracht. Das klingt eigenwillig, hat aber einen ganz eigenen Groove, den die beiden diesem Kosmos im Kleinen entlocken. Einer Welt der kleinen Klänge verpflichtet ist auch das Quartett The Pitch, bestehend aus den Musikern Boris Baltschun, Koen Nutters, Morten J. Olsen und Michael Thieke,die am selben Ort mit Orgel, Bass, Vibrafon und Klarinette feine mikrotonale Drone-Gebilde zaubern (Bürknerstr. 12, 20 Uhr).

Samstag kann man den ersten kontinentaleuropäischen Auftritt des britischen Projekts Fresh Receptionists erleben. Die vier Musiker entscheiden ihre Besetzung, Arrangements und das Thema ihres Konzerts am Tag des Auftritts, an dem auch sämtliche Musik geschrieben wird. Die Klangkünstler, die unter anderem mit den Drone-Meistern von Sunn O))), den Black-Metal-Tüftlern Ulver oder der Neo-Prog-Band Guapo zusammengearbeitet haben, lassen ihre Performances gern von Installationen bereichern. Bei ihrem Konzert im WestGermany werden sie unterstützt von der britischen Künstlerin Chloe Brooks (Skalitzer Str. 133, 21 Uhr).

Ein weiteres Berlin-Debüt begeht tags darauf der nigerianische Highlife-Altmeister Orlando Julius. Gemeinsam mit der Londoner Band The Heliocentrics, die schon mit dem Ethio-Jazz-Gott Mulatu Astatke musizierte, hat Orlando Julius ein neues Album eingespielt, „Jaiyede Afro“, auf dem er sich auf seine alten Tage in den sechziger Jahren besinnt. Damals war der Saxofonist einer der ersten, die R & B mit traditionellem Highlife zu kreuzen begannen. Am Sonntag macht er auf seiner großen Welttournee Station im Yaam (An der Schillingbrücke, 20 Uhr, 18 €).

Noch einen Pionier am Saxofon kann man dann Mittwoch im Urban Spree bewundern. Dort ist die New Yorker No-­Wave-Ikone James Chance mitsamt seiner Band Les Contortions zu Gast, um zu beweisen, dass es mit dem beherzt quietschenden Überblasen auch im fortgeschrittenen Alter noch bestens klappt (Revaler Str. 99, 21 Uhr).

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