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MUSIK

Musik Thomas Mauch

hört auf den Sound der Stadt

Vor Kurzem erst hat er mitgeteilt, dass er keine Freunde habe. Was schlicht an seiner Arbeit liege, die ihn über die Jahrzehnte hinweg derart in Anspruch genommen habe, dass ihm einfach die Zeit gefehlt habe, Freundschaften zu pflegen. Das also sagte Heino, der Schlagersänger, der sich mittlerweile auch als Rocker inszeniert. Der arme Hund. Aber es muss einen ja nicht alles interessieren, auch nicht, dass Heino bei seiner „Schwarz blüht der Enzian“-Tour am Freitag im Huxleys vorbeischaut, was allerdings eine super Steilvorlage ist, mit Dringlichkeit auf die Single hinzuweisen, die Der Wahre Heino vor einigen Monaten vorgelegt hat, mit einer ergreifend pathetischen Heino-Version vom Scherben-Klassiker „Die letzte Schlacht“ und einem umseitigen „Deutschland muss sterben“, dem Slime-Klassiker.

Schon eine sehr schöne Sache, das.

Vielleicht doch ein Stückchen mehr Rock, als ihn Heino auf die Bühne schmettert: God is an Astronaut,ein Quartett aus Irland, das am Samstag im Columbia Theater die Quersumme des eher gefälligen Postrock vorstellen wird, mit den vage noch von Surf inspirierten Gitarrenmelodien, den schubweisen Metalverdichtungen und auch den Kunstfertigkeiten der Klavierstunden, die für etwas Kerzenkandelaberstimmung sorgen. Wie die Band überhaupt mehr mit dem Pathos-Pedal spielt und es nicht ganz so mit der nüchternen Postrock-Schroffheit etwa von Battles hat (Columbiadamm 9–11, 20 Uhr, 18 €). Oder, alternativ am Samstag, eine ordentliche Portion Rock (lange vor dem Post-), im Bassy mit The Woggles aus Atlanta, Georgia, die detailgenau diesen Garagen-Rock und finsteren Beat spielen, wie er 1965/1966 einfach gespielt werden musste, alte Them-Singles weisen den Weg (Schönhauser Allee 176a, 23 Uhr).

Was ganz anderes: Weil das für hier sozialisierte Ohren doch eine recht eigenwillige Meditationsmusik ist, mit den vibrierenden Glissandi, dem seltsamen Surren und Zirpen, mit der fast schmerzhaften Süßlichkeit in den Melodien, die die traditionelle Musik Vietnams kennt. Am Sonntag spielt sie das Lotusensemble,Hoa Tran und Hung Le, in der Galerie im Körnerpark. Fast so was wie ein Kurztrip nach Hanoi (Schierker Str. 8, 18 Uhr, Eintritt frei).

Gleichfalls seltsam: Volcano the Bear.Britische Verschrobenheiten, überdrehte Collagenmusik, tribalistisches Klöppeln, Küchengerätetwist. Dunkles Wummern, mit hineingeseufztem Weirdo-Folk. Halt was für Menschen, die sich auch mal herausfordern lassen wollen, am Dienstag im Acud (Veteranenstr. 21, 20 Uhr). Schon deswegen empfehlenswert, weil die Alternative an diesem Abend, Yo La Tengo im Heimathafen, halt bereits ausverkauft ist.

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