: „Keine Krankheiten nennen“
VORTRAG Ein Arzt und ein Sozialarbeiter des Diako klären über das Thema Patientenverfügung auf
64, ist Sozialarbeiter, Leiter des Sozialdienstes des Diako-Krankenhauses sowie Mitglied des dortigen klinischen Ethik-Komitees.
taz: Herr Rose, Sie halten den heutigen Vortrag gemeinsam mit dem Anästhesisten Michael Mohr – warum diese Kombination?
Richard Rose: Wir sind beide in der beratenden Funktion. Herr Mohr muss sich als Mediziner aber natürlich anders mit der Situation auseinandersetzen, wenn sich der mutmaßliche Wille eines Kranken nicht mehr eruieren lässt.
Also ist es ratsam, eine Patientenverfügung aufzusetzen?
Ja, denn über die kann sich niemand hinwegsetzen.
Wie kann ein gesunder Mensch wirklich wissen, was im Falle eines schweren Unfalls oder einer Krankheit mit ihm geschehen soll?
Wir sind davon überzeugt, dass jeder Mensch eine bestimmte Vorstellung hat. Da gibt es zum Beispiel jene, denen die Anzahl der Lebenstage sehr wichtig ist – die möchten in der Regel lebenserhaltende Maßnahmen. Und dann gibt es jene, denen ihre Mindestanforderung ans Leben wichtiger ist, die also beispielsweise sagen: Wenn ich nichts mehr selbständig machen kann, erfüllt das für mich nicht mehr die Mindestanforderung und dann möchte ich auch keine lebensverlängernden Maßnahmen.
Und wenn es keine Verfügung gibt?
Wir haben dafür ein Ethik-Komitee, bestehend aus einem Juristen, einem Mediziner, einem Sozialarbeiter und einem Psychologen. Mit den Angehörigen versuchen wir herauszubekommen, was der Patient möchte. Sie sollen dazu beitragen, den mutmaßlichen Willen des Kranken zu formulieren. Das geschieht oft auch trotz einer Patientenverfügung.
Aber da steht doch alles drin ...
Manchmal gibt es dort Wenn-dann-Kombinationen, die gar nicht zur aktuellen Situation des Patienten passen. Dann muss ebenfalls im Gespräch eine Klärung gesucht werden.
Wie sollte eine Verfügung am formuliert sein?
Sie sollte sich an den bereits genannten Mindestanforderungen orientieren und möglichst keine konkreten Krankheiten nennen, sondern beispielsweise: „Wenn zwei Ärzte unabhängig voneinander sagen, dass ich sterbe, dann möchte ich keine lebensverlängernden Maßnahmen.“ INTERVIEW: SCHN
18 Uhr, Seminarhaus am Diako-Krankenhaus
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