piwik no script img

„Kann heilend wirken“

LESUNG Die Bremer Autorin Ulrike Marie Hille stellt ihr neues Buch „Poetisches Lernen“ vor

Ulrike Marie Hille

72, ist Autorin sowie Poesie- und Bibliotherapeutin. Sie arbeitete als Lehrerin an einer Gesamtschule.

taz: Frau Hille, kann man „Kreatives Schreiben“ überhaupt lernen?

Ulrike Marie Hille: Ja, natürlich. Man muss es nur wollen. Man muss das Bedürfnis haben, sich literarisch zu äußern.

Welche Grundvoraussetzung muss jemand mitbringen, der poetische Texte schreiben will?

Hauptsächlich ist es Freude am eigenen Schreiben. Jeder kann von Grund auf anfangen. Es hilft aber schon, viel zu lesen. Der sichere Umgang mit dem Wort ist wichtig. Aber große Voraussetzungen sind überhaupt nicht zu erwarten.

Ist Ihr Buch da eine Anleitung?

Das ist es irgendwie schon – und wiederum auch nicht. Das hört sich widersprüchlich an. In meinem Buch gehe ich vor allem von meinen eigenen Erfahrungen aus. Ich möchte zeigen, wie sich mit Hilfe des Wortes Gefühle ausdrücken und in eine poetische Sprache umsetzen lassen. Das kann helfen, mit Krisensituationen fertig zu werden. Es kann heilend wirken.

Poetik ist also keinen strengen Regeln unterworfen?

Für das Schreiben selbst gibt es viele Regeln, die ich auch lehre. Mein Ansatz ist aber ganzheitlich: soll heißen, dass neben dem Schreiben auch andere Elemente einbezogen werden – etwa Meditation, Bewegung und Atemtechniken. Um kreativ zu sein, muss immer etwas mitschwingen. Es reicht nicht, alleine am Tisch zu sitzen und einfach zu schreiben.

Sie haben als Lehrerin gearbeitet. Ist an Schulen genug Platz für Kreativität?

Ich bin lange an einer Gesamtschule gewesen und habe das Kreative Schreiben eingesetzt. Inzwischen ist sicherlich auch an Schulen schon vieles erfolgreich umgesetzt worden. Es ist unglaublich wirkungsvoll – auch im Zusammenhang mit Menschen, die Deutsch nicht als Muttersprache gelernt haben. An meiner Schule habe ich integrative Gruppen betreut und zusammen mit deutschen und ausländischen Schülern gearbeitet. So lassen sich auch Sprachbarrieren abbauen.

Interview: Laurin Meyer

„Poetisches Lernen“, 19 Uhr, Wall-Saal der Zentralbibliothek

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen