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Filme zum 18. Internationalen Bremer Symposium zum Film
■ Cinemania Deutschland 2002, R: Angela Christlieb, Stephen Kijak / Originalfassung mit Untertiteln
Wenn das Kino Eskapismus ist, dann zeigt dieser Film die Meister unter den Ausbrechern! Wer glaubt, ein Filmbegeisterter zu sein, nur weil er ein paar Mal pro Woche ins Kino geht, muss angesichts dieser Kinobesessenen demütig das Haupt beugen! Nur in New York und vielleicht noch in Paris gibt es so viele Repertoirekinos, Filmmuseen und Cinematheken, dass man soviel von seinem Leben wie rein körperlich nur möglich in Kinos verbringen kann. Genau dies tun die fünf Helden dieses Dokumentarfilms. Sie schauen sich wirklich eine Menge an: zwischen 700 und 1.000 Filme pro Jahr. Um das zu erreichen, muss man sein Leben streng organisiert haben. Man muss Spielzeiten und U-Bahnfahrpläne genau studieren, um das optimale Timing zu erreichen, Ess- und Schlafgewohnheiten der Obsession unterordnen. Für solche Nebensächlichkeiten wie Arbeit und Einkommen ist da kein Platz: Jack, Eric, Harvey, Roberta und Bill leben vom Sozialamt, Frührente oder einer Erbschaft. Die Filmemacher Angela Christlieb und Stephen Kijak folgen den fünf Extrem-Cineasten bei ihren immer eiligen Wegen durch New York, zeigen sie in Kinofoyers, besuchen sie auch in ihren ärmlichen Wohnungen, wo alles vollgestellt ist mit Filmbüchern und Kinofotos. Sie mögen das Kino wirklich gerne, das sieht man in ihren leuchtenden Augen, wenn die Kamera sie tatsächlich einmal beim Filmesehen zeigt.
„Cinemania“ läuft Do, Mo und Di um 18 Uhr im City 46
■ Der Vorführ-Effekt Deutschland 2001, R: Carsten Knoop
Wenn sie ihre Arbeit gut machen, bleiben sie unbemerkt. Nur wenn sie patzen: wenn das Bild unscharf ist, Fusseln auf der Linse den Blick ablenken, der Ton nicht synchron ist oder gar der Film reißt – dann bekommen die VorführerInnen den Unmut des Publikums zu spüren. Der Hamburger Filmemacher und -vorführer Carsten Knoop hat diesen unbesungenen Helden des Kinos endlich ihr Hohelied komponiert. In 55 Minuten erfährt man hier all das über die Vorführer, von dem man meist vorher gar nicht wusste, dass man es wissen wollte. Auch wenn da einer ein wenig unordentlich erzählt und übermütig mit Technik-Spielerei den Film überfrachtet, verzeiht man ihm gern, denn er hat eine beachtliche Menge interessanter Informationen zusammengetragen. Noch wichtiger aber ist, dass man bei jeder Einstellung Knoops Liebe zum Metier spürt.
„Der Vorführ-Effekt“ läuft Sa um 10.30 Uhr im City 46
■ Shirin Iran 2008, R: Abbas Kiarostami / Originalfassung mit englischen Untertiteln
„Kiarostami schaute in seinem Konzeptfilm ‚Shirin‘ 115 Schauspielerinnen zu, wie sie der Bühnendarbietung eines persischen Versepos aus dem 12. Jahrhundert folgten. Konsequent hält sich Kiarostami an die Gesichter der Frauen im Zuschauerraum, an ihre Mimik, ihre Tränen, ihr Lächeln, und trotz dieser Selbstbeschränkung wird ‚Shirin‘ in keiner Sekunde langweilig“, schrieb Christina Nord 2008 vom Filmfestival in Venedig.
„Shirin“ läuft So um 18 Uhr und Mo um 20.30 Uhr im City 46