sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Sonntag geht es hochtheoretisch zu im Mehringhof (Gneisenaustraße 2a, 18 Uhr). Mit Karl Heinz Roth wird einer der marxistischen Großköpfe über „Griechenland und die Eurokrise“ sprechen und nach emanzipatorischen Perspektiven fragen, die sich aus der Krise ergeben könnten. Zunächst aber wird er sich mit jenen beschäftigen, die die Krise erzeugt haben und von ihr profitieren, kurzum: Er beschreibt den „Klassenkrieg von oben“, als der sich der Konflikt ihm darstellt.

Am darauffolgenden Tag das dazu passende Programm, diesmal im Monarch (Skalitzer Straße 134, 20 Uhr). Es wird nämlich nichts weniger begangen als „ein Abend zum neunzigsten Geburtstag von ,Geschichte und Klassenbewusstsein‘“, ja, genau, dem Buch von Georg Lukács, das 1923 erschien und den sogenannten westlichen Marxismus wesentlich geprägt hat. Nun will dies die Junge Panke in „salonbolschewistischer Atmosphäre“ begehen und den Text und seine Bedeutung von Patrick Eiden-Offe und Frank Engster erklären lassen – nicht aber, ohne zuvor Zwanziger-Jahre-Arbeiterbewegungs-Chansons am E-Piano aufgeführt zu haben. Chansons? Doch wohl eher Arbeiter_innenkampflieder!

Ein bisschen früher am nämlichen Tag wird im Mehringhof (Gneisenaustraße 2a, 18 Uhr) zur solidarischen Praxis gerufen. Da der Winter kalt ist, die Obdachlosen aber nirgends unterkommen, hat sich das Nachtcafé im Mehringhof gebildet, das von Oktober bis März jeden Donnerstag den Versammlungsraum nutzt, um Unterkunft zu bieten, Kaffee und die Gelegenheit, die Wäsche zu waschen. Dafür aber braucht es helfende Hände, Leute, die zu Nachtschichten bereit sind, denn alles läuft nur auf Spendenbasis. Wie es läuft, wie man helfen kann, dass erfährt man an diesem Abend an besagtem Ort.

Und am Mittwoch schließlich wird in der institutionalisierten Gedenkveranstaltung für den A-Laden, die „A-Laden Experience“ in der Baiz (Christinenstraße 2, 19 Uhr), über „Land Grabbing“ gesprochen, also Landraub, der seit Jahren für die Lebensmittelproduktion und neuerdings für die Herstellung von Agrotreibstoffen im großen Stil betrieben wird. Denn während Anleger_innen bis zu 25 Prozent Redite auf Investitionen in diesem Bereich versprochen bekommen, werden in Entwicklungsländern andererseits tausende Menschen von korrupten Institutionen und mithilfe von Betrug von ihrem Land vertrieben. Nur so lässt sich dieser Raubbau überhaupt rentabel finanzieren. Was heißt – nicht nur muss vor Ort die Korruption bekämpft werden, nein, auch hier muss sich das System ändern.

■ Mehr Politik:

Bossing Images SEITE 3

Bewegung SEITE 7