Einstürzende Altbauten

SANIERUNG Im Bahnhof Friedrichstraße schützen Gerüste vor herabfallenden Betonteilen – aber das Problem ist aufgeklärt

Die Bahn gibt Entwarnung für den Bahnhof Friedrichstraße. Im Dezember war ein 25 Kilogramm schweres Stück Beton durch die Decke in die Einkaufspassage im Erdgeschoss des Gebäudes gekracht. Da gerade niemand hier stand, wurde auch niemand verletzt – bei täglich 190.000 Reisenden und Besuchern im Bahnhof ein reiner Glücksfall. Jetzt ist die Ursache des Problems identifiziert – 1998 gab es Pfusch am Bau durch Planungsfehler bei einer Renovierung. Nun werden die fraglichen Stellen saniert.

Mit Zugverspätungen sei deswegen nicht zu rechnen, versprach die Bahn am Freitag. Auch die Gerüste im Bahnhof sollen innerhalb der nächsten Monate wieder abgebaut werden. „Die Maßnahme hat bei uns hohe Priorität, aber wir können noch keinen Zeitplan präsentieren“, sagte Hilmar Barthel, Leiter des Bau- und Anlagenmanagements der Bahn für Nordostdeutschland, bei einer Baustellenbesichtigung für Journalisten am Mittwoch. Die Kosten schätzt die Bahn auf unter 1 Million Euro.

Die Bahnsteige der Gleise 1 bis 4 sind so konstruiert, dass sie an 244 Stellen ihr Gewicht an die tragenden Bauteile weitergeben, und zwar genau in der Mitte dieser Bauteile. Aus bisher unbekannten Gründen wurde bei der Renovierung im Jahr 1998 mit zusätzlichem Beton die Kontaktfläche vergrößert, sodass das Gewicht über die ganze Breite abgegeben wird. So werden die tragenden Bauteile auch an der Seite belastet – wofür sie nicht ausgelegt sind. An einer dieser Stellen platzte das Betonstück ab.

Als Reaktion hatte die Bahn für Regional- und Fernverkehrszüge Tempo 20 im Bahnhof verhängt und Geschäfte geschlossen. Inzwischen stehen unter den potenziellen Schadstellen Gerüste – auch in den Geschäften. Sie sollen abplatzenden Beton nun auf Deckenhöhe aufhalten und verhindern, dass er bis zum Boden gelangt und Menschen verletzen kann.

Jetzt wird gebohrt

Im nächsten Schritt wird die Bahn nun alle 244 Stellen untersuchen. Dort wird dann ein Teil des überflüssigen Betons abgebohrt, damit die Bahnsteige wie ursprünglich geplant nur noch auf der Mitte der tragenden Teile ruhen. Die Gerüste sollen dann in den kommenden Wochen und Monaten Stück für Stück wieder abgebaut werden – damit entfällt auch die letzte derzeit noch bestehende Beeinträchtigung für die Reisenden.

An anderen Bahnhöfen tritt das Problem laut Bahn nicht auf: Die seien schlichtweg anders konstruiert. SEBASTIAN HEISER