LeserInnenbriefe
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Leitbild Freiheitsstatue

betr.: „Das ist alles sehr volatil“, taz vom 29. 9. 15

Naika Foroutan hat mir aus der Seele gesprochen. Sie hat die Stimmung der deutschen Gesellschaft zu dem Thema genau und verständlich beschrieben. Sie weist zu Recht darauf hin, dass wir uns als Einwanderungsland endlich neu definieren müssen. Ein Leitbild, wie es im Satz auf der Freiheitsstatue steht, statt der gebetsmühlenhaft geforderten Leitkultur. HEINZ SCHÖNBERGER, Kempten

Es ist umgekehrt

betr.: „Merkels Willkommen als einsamer Ruf“, taz vom 5. 10. 15

Dass einzelne Politiker aller Parteien die Hilfsbereitschaft in der augenscheinlichen Not herunterreden wollen auf die Stufe einer emotionalen Sentimentalität, ist nicht akzeptabel. Die Herrschaften unterschätzen ihre eigenen Leute. Selbst der Präsident säuselt: „Unser Herz ist weit.“ Und dann kommt sein undifferenziertes „Aber“, als gälte es, die sentimentalen Bürger auf den Boden zu bringen.

Aber: Es ist gerade umgekehrt. Aber: Wir verzeichnen steuerliche Mehreinnahmen im ersten Halbjahr 2015 von über 22 Milliarden. Aber: Schäubles „schwarze Null“ wird höher gestellt, und die Flüchtlingsströme sollen schuld sein, dass die Ministerien weitere 2,5 Milliarden einsparen sollen. Und das halte ich für verlogen. Und: Erstmals halte ich es voll und ganz mit Frau Merkel: „Wir schaffen das“. Und: Es wird Änderungen (Lösungsbeiträge) brauchen im Sozialen, der Bildung, dem Wohn- und dem Arbeitsrecht, im Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern. Und: Es geht um nicht weniger als das auskömmliche Zusammenleben in der gesamten Bevölkerung. Das ist möglich. Und es muss und kann sich einiges ändern. KAI HANSEN, Nürtingen

Mich schüttelt es

betr.: „Die Stimmungskanonen“, taz vom 5. 10. 15

Die von Ihnen auf der Titelseite angeführten Zitate „namhafter“ Politiker bringen mein Blut in Wallung. Es ist geradezu widerlich, wie diese ‚Herren‘ nun versuchen, das von ihnen ja schon seit einiger Zeit beschworene Umkippen der Stimmung gegenüber den Flüchtlingen nun selbst in die Hand zu nehmen, um damit die rechte Wählerschaft zu erreichen. Mich schüttelt es bei dem Gedanken, von solchen Politikern vertreten zu werden, denen jegliche Form von Menschlichkeit fremd zu sein scheint, die sich offenbar unter „Not“ nichts vorstellen können, denen jede Art von Empathie mit Bedrängten fehlt.

Die Menschen, die zu uns kommen oder wollen, geben nicht freiwillig ihr Zuhause und ihr bisheriges Leben auf, sie befinden sich in direkter Not. Sollen wir in unserer so satten Gesellschaft sagen, wir sähen keine Möglichkeit, ihnen zu helfen? Das, was die Herren Söder, de Maizière, Seehofer, Gabriel und Oppermann sagen, ist angesichts der menschlichen Katastrophe nicht auszuhalten. GERTRUD VON LINTEL, Dortmund

Wo ist das Problem?

betr.: „Die Stimmungskanonen“, taz vom 5. 10. 15

Im Frühjahr 2013 wurde die Auswertung der Bevölkerungsentwicklung des Zensus 2011 veröffentlicht: Deutschland hatte (nur noch) 80,2 Millionen Einwohner und somit 1,5 Millionen Bürger weniger als angenommen. Schaut man ins Detail, stellt man fest, dass wohl etwa 1,1 Millionen von ihnen Migranten sind, die es gar nicht gab (oder besser: die einmal da waren – jetzt aber nicht mehr). Diese Information scheint das Kurzzeitgedächtnis all dieser Politiker zu überfordern, die sich daran nicht mehr erinnern: Wenn jetzt 1 Million Migranten zu uns kommen, dann ist doch der Zustand wiederhergestellt, von dem man 2011 – ohne großen Populismus – ohnehin ausgegangen ist. Wo ist das Problem? KARIN ZIMMERMANN, Brachbach