Sportplatz: Spiel um den dritten Platz
Fussball Beim SV Babelsberg läuft‘s: Der Abstieg ist kein Thema, das Image prima. Gute Chancen also, hinter Hertha und Union die dritte relevante Fußballtruppe im Berliner Raum zu werden
„Geld schießt keine Tore“ – mit diesem Slogan hatte der SV Babelsberg 03 vorab für das Regionalligaspiel am Freitagabend gegen RB Leipzig II geworben. Doch nicht nur das, auch mit zahlreichen Videobotschaften von Prominenten hatte sich der Verein an die Öffentlichkeit gewandt. Das Ziel: mehr Zuschauer ins Stadion locken.
Der Aufwand hat sich, wie es scheint, gelohnt, denn der Abend war ein Erfolg. Auf dem Rasen reichten zwei schnelle Angriffe über die Flügel, gefolgt von Pässen in den Rücken der Abwehr, um das noch junge und unerfahrene Gästeteam von Trainer Tino Vogel mit 0:2 nach Hause zu schicken.
Und auch die Ränge waren gut gefüllt. Genau 2.102 Zuschauer hatten den Weg ins Karl-Liebknecht-Stadion gefunden – darunter sechs Gästefans. Nur vor zwei Wochen gegen Hertha BSC II waren es rund 100 mehr gewesen. Damals war aber auch die Zahl der Gästefans deutlich höher. Babelsberg hatte also in dieser Saison noch nie so viele Anhänger mobilisieren können wie an diesem Abend – und das bei einem Gegner, der gegen den Abstieg kämpft und auch sonst nicht gerade attraktiv ist.
Entsprechend gut gelaunt zeigt sich nach dem Spiel Archibald Horlitz, der Vorstandsvorsitzende des Clubs. Auf sportlicher Ebene kristallisiert sich immer stärker heraus, dass Babelsberg in dieser Saison mit dem Abstiegskampf wohl rein gar nichts zu tun haben wird, und auch abseits des Platzes läuft fast alles besser als noch vor zweieinhalb Jahren, als er sein Amt übernommen hatte. „Wir sind noch immer in der Konsolidierungsphase. Aber wir sind auf einem guten Weg“, sagt er und lässt gleich ein paar Zahlen folgen, die seine Behauptung untermauern. Von 3,8 Millionen Euro Schulden sind etwas mehr als die Hälfte getilgt; bei den Mitgliedern hat es in den letzten eineinhalb Jahren einen Zuwachs von satten 50 Prozent gegeben. Und bei den Zuschauerzahlen liegt man in der Liga hinter Jena auf Platz zwei. Bei Letzterem jedoch sieht Horlitz noch Nachholbedarf. Rund 3.000 dürften es schon gerne sein. Deshalb ja auch die Werbekampagne.
Auf die Fans zählen
„Unsere Fans sind unsere Stärke“, sagt Horlitz. „Nehmen wir das Projekt Welcome United 03.“ Gemeint ist das Geflüchtetenteam des Vereins, das als erstes seiner Art in Deutschland am regulären Spielbetrieb teilnimmt. „Das geht auf die Initiative von Fans zurück. Der Verein hat dem nur einen Rahmen gegeben.“ Tatsächlich dürfte das Image als etwas anderer Verein das größte Kapital der Potsdamer sein. Wenn das Ziel von 3.000 Zuschauern erreicht werden soll, dann geht das nur, wenn auch Menschen aus dem Umland und aus Berlin mobilisiert werden. Schon jetzt kommt ein Viertel der Fans aus der Hauptstadt, um „authentischen Fußball zu erleben“, wie Horlitz es nennt. Neben dem BFC Dynamo ist Babelsberg damit der einzige Verein, der ernsthaft Ambitionen anmelden kann, hinter den Branchenführern Hertha und Union die dritte Kraft im Großraum Berlin zu werden.
Gelingen wird das nur, wenn auch erfolgreicher Fußball geboten wird. Ein wichtiger Schritt dahin dürfte die geplante Zertifizierung als DFB-Nachwuchsleistungszentrum sein, die für Anfang 2016 angepeilt wird. Kommende Saison sollen dann auch endlich wieder schwarze Zahlen geschrieben und die Konsolidierung abgeschlossen werden.
Nächster planmäßiger Halt wäre dann der Aufstieg in die 3. Bundesliga. Aber das ist derzeit noch ziemliche Zukunftsmusik. Erst einmal müssen die Grundlagen dafür geschaffen werden, damit der Ausflug in den Profisport diesmal deutlich länger dauert als lediglich drei Jahre wie beim letzten Mal. Es scheint jedoch, als wäre der SV Babelsberg da auf einem wirklich guten Weg. Jan Tölva
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen