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KUNST

KunstJana Bachschaut sich in Berlins Galerien um

Alternde Diva trifft auf It-Girl: ein Klassiker. Bei Patrick Ebensperger umtänzeln sich Rom und Berlin, in Fahrt gebracht von insgesamt 17 Künstlerinnen und Künstlern. Der Blick auf die Andere ist einer, der zurückfällt – aufs eigene Ich. Schon das Video im Eingang führt das vor Augen: Wer mit „Star Wars“ aufgewachsen ist, kann sich kaum der Imagination entziehen – Luke mit Sehnsucht auf dem Wüstenplaneten Tatooine. Rä di Martino nahm jedoch reale Topografien auf. George Lucas hat in ihnen mit seinen Filmsets Spuren hinterlassen, fast im Stil von Arbeiten der Land Art. Abseits der Klischees knüpft auch Elisabetta Benassi an: Ein ange­nageltes Gefängnisheft von Antonio Gramsci, einem der meistgelesenen Autoren Italiens. In Deutschland brauchte es die Wende, um ihn zu entdecken. Die Travertin-Platte, ein nach der römischen Provinz Tivoli benannter Naturstein, in Max Pauls Installation „Fragment“ stammt hingegen aus dem abgerissenen Beate-Uhse-Haus am Zoo (bis 31. 10., Plantagenstr. 30, Di.–Sa. 12–18 Uhr).

„The strange things my eyes see“ lautet nicht das Fazit, sondern der Titel unter dem Neugerriemschneider Arbeiten von Mario García Torres präsentiert. Für die Anordnung etwa der feinen Parkettstäbe entwarf er Skizzen, daneben aufgebahrt ein Holzbalken, an der Wand lehnen Onyxkacheln – Steine in Marmoroptik. Allesamt fand Torres sie in einem baufälligen Gebäude, das der Architekt Agustín Hernández 1984 als Meditationszentrum entwickelte. Über die Jahre hat hier, im mexikanischen Santa María Ahuacatitlàn, wohin die Ausstellung zum Auftakt lud, die Natur gewirkt: Einige der Objekte sind mit einer Bronzelegierung überzogen. Ein Riese der Postmoderne im Wildwuchs der Zeit – auch der dort entstandene Konzeptfilm „Tetela“ zelebriert ihn. Zwei Jungen erkunden in diesem das Gelände (bis 10. 10., Linienstr. 155, Di.–Sa. 11–18 Uhr).

Ein bisschen wie bei diesen Neontextmarkern, hell, aber unfreundlich, strahlt mir die Farbe entgegen – visualisierte Oxymora, und das von allen der Leinwände in jedem der Räume bei Société. Von einer grell gleißenden Leuchtkraft ist das Chromgelb, im Ton ungesättigt und der Zitrone optisch vielleicht noch am nächsten, jedenfalls weit entfernt von Safran oder Gold und Kälte verbreitend. Mit einer Art leichter Wischtechnik muss der Kanadier Davis Rhodes, Jahrgang 1983, sie aufgetragen haben, weiße Stellen sind auszumachen, Pinselstriche oder sichtbar Intendiertes nicht. So wenig sie optisch dick auftragen, desto vielschichtiger greift der Effekt: Sie erschüttern die inneren Piktogramme (bis 17. 10., Genthiner Str. 36, Di.–Sa. 11–18 Uhr).

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