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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Als Sergei Eisenstein 1941 auf Betreiben staatlicher Stellen begann, sich für einen geplanten Film mit dem Leben des Renaissance-Zaren Iwan IV. („der Schreckliche“) zu beschäftigen, war klar, dass man die Geschichte des Moskauer Großfürsten, der in ständigem Kampf mit den Großgrundbesitzern und der Kirche das Reich geeint hatte, auch als Allegorie auf Stalin lesen konnte. So fand der erste Teil von „Iwan der Schreckliche“, in dem der Herrscher allerlei politische und militärische Erfolge feiert, durchaus öffentliche Anerkennung, 1946 wurde dem Film der Staatspreis verliehen. Übersehen hatte man allerdings etwas, das im zweiten, vor allem von Iwans inneren Kämpfen erzählenden Teil des Films noch deutlicher wurde: die Charakterisierung des Zaren als paranoider Gewaltherrscher, der das Land mit seiner Privatarmee terrorisiert. Was heute an beiden Filmen noch immer beeindruckt, sind vor allem die strengen Bildkompositionen, die Eisenstein in Zusammenarbeit mit seinem Kameramann Tissé erarbeitete. Iwan-Darsteller Nikolai Tscherkassow beschwerte sich später darüber, dass er oft seltsame Verrenkungen vor der Kamera machen musste, um die entsprechenden Bildeffekte zu erzielen (OmU, 19.30 Uhr, 23.+25. 9., Arsenal 2).

Das waren noch Zeiten, als Woody Allen nicht dem Geld durch europäische Großstädte hinterher tingeln musste, sondern seine Themen vor der Haustür verfilmen konnte. Und den Film dann einfach nach dem benennen konnte, was auch drin ist: „Manhattan“.Denn natürlich geht es in dem 1978 entstandenen Werk, in dem er einen TV-Gagschreiber verkörpert, um New York, aber auch um all die Themen, die Allen schon immer umtrieben: verfahrene Beziehungen, Minderwertigkeitskomplexe, Psychiater, Kino und Jazzmusik. Und lustige Sexwitze: Als ihm die 17-jährige Stacy, für die er sich mittlerweile etwas zu alt fühlt, verspricht, auch einmal jene Sexpraktik auszuprobieren, „an die sich bislang noch keine herangetraut hat“, kommt die Replik sofort: „Moment, ich hole nur schnell meine Taucherbrille!“ (19 Uhr, 19. 9. Filmmuseum Potsdam).

Zum Beziehungsknatsch passt auch George Cukors superbe Komödie „Adam’s Rib“ (1949), in dem Katherine Hepburn und Spencer Tracy ein verheiratetes Anwaltspaar verkörpern, das in einem Mordprozess verschiedene Parteien vertritt. Alsbald können die beiden die berufliche Auseinandersetzung auch aus dem trauten Heim nicht mehr heraushalten und der „Ehekrieg“ (dt. Titel) geht in immer neue Runden. Ein ebenso witziger wie kluger Film (OF mit span. UT, 20 Uhr, 18. 9. Arsenal 2)..

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