: MUSIK
Musik Tim Caspar Boehme
hört auf den Sound der Stadt
Manche Künstler sind so seltsam alterslose Erscheinungen, ewig jugendlich, doch zugleich alles andere als kindlich. Marc Almond zum Beispiel. Der frühere Soft Cell-Sänger sieht heute zwar nicht mehr ganz so knabenhaft aus wie in den achtziger Jahren, doch wie 58 wirkt er auch noch nicht, zumindest auf den offiziellen Fotos. Musikalisch hat sich der ehemalige Synthie-Popper mit großer Liebe zu Chanson und Crooning allerdings ein wenig verändert. Inzwischen singt er schon mal zu zurückgenommenen Streicherklängen über Auschwitz. Und irgendwie ist man versucht zu sagen: Er darf das. Mehr zu erfahren ist am Donnerstag, nicht, wie lange angekündigt, im C-Club – der wird gerade umgebaut –, sondern im SchwuZ. Vielleicht gibt es ja mit Glück an der Abendkasse noch eine Karte. Und warum bekommt der nicht einen größeren Laden angeboten? (Rollbergstr. 26, 20 Uhr, ausverkauft)
Auf etwas andere Art alterslos gibt sich der immer noch in bester Musterschülermanier auf die Bühne hechtende Chansonnier Sebastian Krämer. In seinem Habitus wirkt er stets leicht aus der Zeit gefallen, was durchaus beabsichtigt sein dürfte. Seine poetischen Texte mit leisen Alltagsbeobachtungen, in die immer wieder gezielt das Neudeutsche als piksende Irritation einbricht, hat er auf seinem aktuellen Album „Lieder wider besseres Wissen“ in Popsongs im konventionellen Bandformat gekleidet. Wer den Erscheinungstermin im Oktober nicht abwarten möchte, kann die Lieder am Donnerstag und Freitag bei den Record-Release-Konzerten im Heimathafen Neukölln geboten bekommen (Karl-Marx-Str. 141, 20 Uhr, 17/12 €).
Auch das Musikfest ist im besten Sinne alterslos. Dort mischt man Bewährtes aus früheren Jahrhunderten und der jüngeren Vergangenheit. Karlheinz Stockhausen etwa, von dem am Freitag und Samstag das Musiktheater „Michaels Reise um die Erde“ im Haus der Berliner Festspiele zu erleben ist (Schaperstr. 24, Fr 20 Uhr, Sa 17 Uhr, 10–40 €).
Wo ich schon bei dem monothematischen Ansatz bin: Ja, auch Denzel + Huhn machen Musik, die kein genaues Alter kennt. Bei ihnen kommen sehr entspannte, freundliche Klänge aus den Lautsprechern, sanft und ohne Eile. „Brom“ heißt ihr aktuelles Album, das sie am Sonntag in der Kantine am Berghain vorstellen (Rüdersdorfer Str. 70, 20 Uhr, 11,50 €).
„Unerhörte Musik“ hingegen impliziert eigentlich etwas Neues und damit auch Junges. Am Dienstag ist die Pianistin Andrea Neumann in der Reihe im BKA zu Gast. Zwar sind die Werke in ihrem Programm nicht alle neu, doch ungewohnt dürfte das Instrument sein, auf dem sie einige der Stücke spielt: ein Innenklavier ganz ohne Tasten und Holzrahmen (Mehringdamm 34, 20.30 Uhr, 12/8 €).
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