: OFF-KINO
Off-Kino
Lars Penning
Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet
Zu den ganz großen Klassikern von Alfred Hitchcock gehört sein Krimi „Stage Fright“ (1950) trotz Starbesetzung mit Marlene Dietrich und Jane Wyman nicht. Doch der im Theatermilieu spielende Film ist eine keineswegs uninteressante Variation des von Hitchcock oft verwendeten Motivs eines unschuldig Verfolgten: Der Freund (Richard Todd) der Schauspielschülerin Eve (Wyman) wird verdächtigt, den Ehemann einer berühmten Theaterdiva (Dietrich) ermordet zu haben, woraufhin sich Amateurdetektivin Eve bei dieser als Zofe verdingt, um die Unschuld ihres Freundes zu beweisen. Tatsächlich aber ist der vermeintlich Unschuldige gar nicht unschuldig: In „Stage Fright“ verstellen sich die Protagonisten im Leben noch weit mehr als auf der Bühne, und schließlich werden der naiven Eve ihre ständigen Rollenwechsel beinahe zum Verhängnis (OF, 5. 9., 19. 30 Uhr, Arsenal 2).
Gegen einen tollen Marionettenfilm der Augsburger Puppenkiste mit einem Computeranimationsfilm in Konkurrenz zu treten, ist zweifellos gewagt. Regisseur Holger Tappe tat es 2006 mit seiner Verfilmung von Max Kruses Kinderbuchklassiker „Urmel aus dem Eis“ trotzdem – und schnitt mit seiner Version nicht schlecht ab. Die Geschichte vom kleinen Fantasie-Dino und seinem mit lustigen Sprachfehlern behafteten Tierfreunden, die mit ihrem Lehrer Professor Tibatong auf einer Insel leben und vom Jagdfieber des gelangweilten Königs „Futsch“ von Pumpolonien bedroht werden, wurde nicht um jeden Preis modernisiert, sondern mit den klassischen Protagonisten beibehalten. Exzellent sind auch die Sprecher der Figuren, allen voran Wolfgang Völz als Seele-Fant, denn Charme und Witz ergeben sich ja vornehmlich aus deren charakteristischen Sprachfehlern. Etwas leblos fallen nur die animierten Hintergründe des Films aus, doch das dürfte vermutlich nur die erwachsenen Zuschauer wirklich stören (9. 9., 15 Uhr, Filmmuseum Potsdam).
Erinnerungen an den West-Berliner Künstler-Untergrund der 1980er Jahre von einem, der damals selbst mittendrin steckte: Marc Reeder, ein Musiker aus Manchester, Uniformfetischist, Labelchef und sympathischer Selbstdarsteller, führt mit viel Aplomb und (Selbst-) Ironie durch „B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin“, eine geschickt montierte Collage aus authentischen Film-, Video- und Audioschnipseln sowie unauffällig eingefügtem nachgedrehtem Material. Absolute Authentizität ist also nicht das Thema, dafür ist die Doku schnell, oft witzig und ziemlich unterhaltsam (3. bis 9. 9. im Babylon Mitte; 5. 9., 20. 15 Uhr, Freiluftkino Hasenheide).
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