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„Ein Paradigmenwechsel“

KONGRESS Zweieinhalbtausend RheumatologInnen machen Bremen zum Mekka neuer Hoffnungen

Foto: DRK-Krankehaus Bremen
Jens Gert Kuipers

Rotkreuz-Krankenhaus,ist Tagungs-Präsidentder Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie

taz: Herr Kuipers, welche Botschaft haben die zweieinhalb Tausend RheumatologInnen, die derzeit Bremen bevölkern?

Jens Gert Kuipers: Für Patienten lautet die Botschaft: Eine Rheuma-Diagnose ist heute längst nicht mehr so schlimm wie früher. Und für die teilnehmenden Fachleute gibt es viele wissenschaftliche Neuheiten und Therapie-Algorithmen. Man kann tatsächlich sagen: Wir erleben derzeit eine Revolution der Rheumatologie.

Was heißt das konkret?

Dass wir ständig neue Medikamente bekommen, mit denen wir sehr gezielt Entzündungswege blockieren können. Jedes Jahr werden neue hochwirksame Medikamente zugelassen.

Die Kongress-Ankündigung hat den Titel „Leben ohne Medikamente möglich“. Wie passt das jetzt zusammen?

Wir haben seit Kurzem das Phänomen, dass Patienten gänzlich ohne Medikamente auskommen, nachdem sie entsprechend behandelt worden sind. Das ist wirklich ein Paradigmenwechsel, der zur Zeit meiner beruflichen Anfänge vor 24 Jahren noch völlig undenkbar war. Ich erinnere mich, wie man belächelt wurde, wenn man in diese Richtung fragte.

Parallel tagt die Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumathologie, die in Deutschland rund 20.000 PatientInnen hat. Gibt es bei denen auch Durchbrüche?

In der Tat. Früher war fast jedes zehnte Kind nach langer Krankheitsdauer auf einen Rollstuhl angewiesen. Dieses Schicksal müssen Betroffene nun nicht mehr erleiden, wenn sie rechtzeitig fachlich behandelt werden.

Ist die neue Rheuma-Behandlung eine reine Erfolgsstory?

Wir beobachten als Nebenwirkung der neuen biologischen Therapien eine etwas erhöhte Infektionsrate, die aber im Verlauf der Behandlung wieder niedriger wird. Zudem gibt es ein leicht erhöhtes Tumorrisiko in Bezug auf einen Hautkrebs, der aber keine tödlichen Verläufe hat. Das heißt: Man muss die Patienten natürlich sehr genau im Auge behalten.

Interview: Henning Bleyl

Kongress: bis Freitag im Bremer Congress Centrum

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