Als Ressortleiter hat man zu liefern. Manchmal zerbreche ich an dieser Verantwortung fast: Donald Trump auf Kirschkuchen
Millionär Ingo Arzt
Donald Trump ist Kunst: Ich habe ihn mit Edding auf einen Gefrierbeutel gemalt, den Gefrierbeutel auf einen Teller geklebt, als Kleber diente die auf dem Teller verteilten krümelig-matschigen Überreste eines wirklich sehr schmackhaften Kirschkuchens mit Sahne aus dem taz Café. Vor allem wegen der Sahne klebte der Gefrierbeutel der Marke Toppits („Außen Toppits, innen Geschmack“) sehr gut.
In seinem Buch „Wie man reich wird“ schreibt Trump: „Es ist nicht das Geld, das mich reizt. Ich habe genug Geld […] Geschäfte sind meine Kunstform. Andere Menschen malen schöne Bilder.“ Ich male schöne Bilder.
Trump zu zeichnen war nicht einfach. Ich verwendete einen halben Arbeitstag darauf. Es war die Hölle. Weil, ich zeichnete in der taz. Dort habe ich eigentlich eine sehr verantwortungsvolle Position inne. Ich bin Ressortleiter im Redaktionsteil „Wirtschaft und Umwelt“.
Als Ressortleiter hat man zu liefern. Mittlere Führungsebene im Unternehmen eben. Von oben Druck vom Chefredakteur, ein graziöser Bayer, von unten der Druck der Abteilung, die in Anarchie verfällt, wenn ich ihr nicht mit väterlicher, doch harter Hand den Weg weise. Trump schreibt: „Seien Sie ein General.“ Manchmal zerbreche ich an dieser Verantwortung fast.
Nun stellen Sie sich vor, Ihr Chef, der General, sitzt an seinem Schreibtisch, malt stundenlang mit einem Edding Gesichter auf Gefrierbeutel, klebt sie auf einen Kirschkuchen und während er Fotos der Werke macht, sagt er in grimmigen Tonfall: „Pötter, stellen Sie den Fledermaustext online. Ich hab keine Zeit.“ Würden Sie einen solchen Vorgesetzten noch bewundern und fürchten können?
„Das Leben der Angestellten hängt in hohem Maß vom Unternehmenschef und seinen Entscheidungen ab“, schreibt Trump. War es die richtige Entscheidung? Ich hätte auch sagen können: „Pötter, stellen Sie den Text über die Korruption in der armenischen Wasserkraftbranche online. Ich arrangiere gerade Sahne.“ Um führen zu können, verwendet Trump täglich drei Stunden aufs Nachdenken, von fünf bis acht Uhr morgens. Am Abend liest er sokratische Dialoge oder Reden von Adolf Hitler. Das kommt für mich natürlich nicht in Frage, ich bin kein Frühaufsteher. Ich habe meine eigenen Methoden entwickelt: der Gang auf dem taz-Balkon. Dort stand ich, dacht über die Causa Fledermaus nach, schnipste zur Beruhigung Zigarettenstummel auf Kollegen, die unten im Gartencafé saßen.
Dabei kam mir wieder Trump in den Sinn: „Wenn Sie planen, dann planen Sie in großem Maßstab.“ Richtig! Ich stellte mein Kunstwerk („The Donald on smashed cherry cake“, Edding auf Gefrierbeutel, Berlin 2015) auf Facebook und fordere nun SIE und alle anderen Menschen auf, dort ebenfalls einen Trump zu posten.
Sobald eine Million Trumps zusammen sind werde ich mein Original, den Auslöser, für eine Million an das Museum of Modern Art in New York verkaufen. Oder an Donald Trump. Der schreibt: „Geschäftsregel #1: Erzählen Sie den Leuten, wie erfolgreich Sie sind.“ Mein Werk hat bereits einen Like.
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