KOMMENTAR: PETRA SCHELLEN ÜBER KUNSTVERKÄUFE : Panik löst keine Probleme
Es ist schon absurd, was sich der Stiftungsrat der Hamburger Kunsthalle da ausgedacht hat: Kunst aus den Beständen eines Museums zu verkaufen, um dessen Defizit zu decken. Denn nicht nur, dass dies die Mühen mit Füßen tritt, jahrzehntelangen wohl überlegt angekauft zu haben. Der Vorschlag verkennt auch, dass derzeit weltweit keines der darbenden öffentlichen Häuser solche Werke überhaupt kaufen könnte.
Sie würden also irgendwo in den Domizilen oder Büros reicher Industrieller verschwinden, und das vielleicht für immer. Und damit dauerhaft aus den öffentlichen Beständen eliminiert – und damit aus dem öffentlichen Bewusstsein.
Eine solche Privatisierung von Kunst mag im Sinne derer sein, die selbst in diesen Zeiten einem unverstellten Kapitalismus das Wort reden. Im Sinne eines Gemeinwohls aber, das die öffentliche Zugänglichkeit von Originalen zu halbwegs moderaten Preisen garantiert, ist sie nicht.
Abgesehen davon haben die Anhänger des Kunst-Ausverkaufs Verschiedenes übersehen: einerseits, dass strukturelle Defizite nicht durch Panik-Verkäufe zu lösen sind. Zweitens, dass die chronische Unterfinanzierung einer Institution von dem behoben werden muss, der sie zu verantworten hat. Das wäre in diesem Fall nicht die Kunsthalle, sondern die Stadt Hamburg.
➤ Bericht SEITE 22